125 Jahre Berufsfeuerwehr Aachen IX172183
Feuerwehrfahrzeuge sind für den Einsatz der Feuerwehr besonders gestaltete Fahrzeuge, die zur Aufnahme einer Besatzung und einer feuerwehrtechnischen Ausrüstung eingerichtet sind. Die Art und Anzahl der notwendigen Fahrzeuge und Geräte ist abhängig von den örtlichen Verhältnissen. Merkmale zur Abschätzung des Gefährdungspotentials einer Gemeinde sind u.a. Wohndichte, Flächengröße, Bebauungsart, Bodengestaltung, Verkehrsnetz und Wasserversorgung.

In den einzelnen Pfarrbezirken der Stadt standen bereits vor Gründung der Berufsfeuerwehr Fahrzeuge und Geräte zur Brandbekämpfung für das damalige städtische Brandkorps bereit. Obwohl diese Gerätschaften zu diesem Zeitpunkt schon mehr als 30 Jahre in Gebrauch waren, wurde ein Großteil von ihnen durch die neugegründete Wehr übernommen. Stetig steigende Einsatzzahlen und der ständig größer werdende Aufgabenbereich sowie die fortschreitende technische Entwicklung machten jedoch schon bald erste Neuanschaffungen erforderlich.

Nach Inkrafttreten der Feuerlöschordnung von 1871 standen den vier Kompanien der Aachener Feuerwehr an handgezogenen Fahrzeugen zur Verfügung:

3 Leiter- und Requisitenkarren, auf denselben wurde u.a. mitgeführt: große und kleine Brandleitern, Dachleitern, Hakenleitern, große und kleine Feuerhaken, Rettungsleinen, Doppeläxte, Räumhacken, Heugabeln, Schaufeln, Brecheisen, Löschbesen (Feuerpatschen), ein Korb, Pechfackeln und Reisigbesen

Leiter- und Requisitenkarren Baujahr um 1880


8 komplette vierrädrige Spritzen mit Wassertiene (Wasserbehälter) mit je150 Fuß Schlauch, Strahlrohr, Verteiler, Pechfackeln, Fackellampe und weiterem Zubehör

3 komplette Hydrophore (Wasserzubringer) mit Haspelkarren

3 kleine zweirädrige Spritzen mit 25 Fuß gummiertem Hanfschlauch und Strahlrohr

Schon wenige Jahre später, um 1875, beschaffte Branddirektor Emil Lochner eine sogenannte "Ulmer Leiter" der Firma Magirus. Diese erste fahrbare Leiter der Aachener Feuerwehr mit einer Länge von 14 m mußte durch die Wehrleute zur Einsatzstelle geschoben werden. Innerhalb von 2 bis 3 Minuten konnte dieses zweirädrige Gerät in Stellung gebracht werden. Danach war es möglich, die Leiter im Freistand zu besteigen. Mit drei Mann konnte sie dann im ausgezogenen Zustand verfahren werden. Die "Ulmer Leiter" war über mehrere Jahrzehnte als Rettungsgerät bei der Aachener Feuerwehr im Einsatz.

Ulmer Leiter Baujahr um 1875


Durch den Bau der städtischen Wasserleitung im Jahre 1880 ergaben sich erste größere Veränderungen im Gerätebestand der Aachener Feuerwehr. Die alten Spritzen und eisernen Wassertienen wurden außer Dienst gestellt und verkauft. 3 Abprotzspritzen, welche einige Jahre später mit einer Saugvorrichtung versehen wurden, und 3 Hydrantenwagen konnten neu angeschafft werden. Einige Zeit später folgte die Beschaffung eines weiteren Hydrantenwagens, der als Reserve-Fahrzeug diente.


Von der Muskelkraft zur Pferdestärke

Der Rathausbrand vom 29. Juni 1883, welcher auch eine Reihe von Wohnhäusern vernichtete, machte die Unzulänglichkeiten der bisher vorhandenen Gerätschaften deutlich. Nachdem die Fahrzeuge und Geräte bisher von den Mannschaften zur Brandstelle gezogen wurden und die Mannschaften zum Teil bereits erschöpft an der Einsatzstelle eintrafen, ging man nun dazu über, bei Neuanschaffungen pferdebespannte Fahrzeuge zu erwerben.

Die Pferde wurden bei dem Fuhrunternehmen Gebr. Blaise für 1000,- Mark pro Stück angemietet und standen der Feuerwehr ständig zur Verfügung. Zur Schonung der Tiere wurden bei starkem Schneefall und zu auswärtigen Einsatzstellen zusätzliche Pferde zum Tagespreis von 5,- Mark angemietet und vorgespannt.



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Mannschafts- und requisitenwagen Baujahre 1884, 1886 und 1889


Als erstes pferdebespanntes Fahrzeug übernahm die Aachener Feuerwehr einen Mannschafts- und Requisitenwagen. Dieser für den Transport von 14 Mann incl. Kutscher eingerichtete Wagen wurde zusammen mit einer weiteren Abprotzspritze von der Aachener und Münchener Feuerversicherung gestiftet. Zwei Jahre später wurde dann ein weiteres Fahrzeug der gleichen Bauart beschafft.

Neben einem dritten pferdebespannten Mannschaftswagen incl. anhängbarem Schlauchwagen konnte im Jahr 1889 eine pferdebespannte, mechanische 22 m Drehturm-Schiebleiter nach dem System August Hönig (Kölner Turmleiter) in Dienst gestellt werden. Die Leiter bestand aus einem dreiteiligen Kulissenleitersatz ohne Verspannung auf einem eisernen Turm, der sich gegen einen gleichen inneren Turm (Königszapfen) abstützte und auf diesem von Hand drehbar war. Das Aufrichten und das Ausziehen des Leitersatzes erfolgten mit Hilfe von Seilwinden. Durch Widerstandsfähigkeit gegen Biegung in beiden Richtungen wurde eine gleichbleibende Sicherheit im freistehenden wie im angeleiterten Zustand erreicht. Diese Leiter wurde im Jahre 1913 gründlich überholt und war danach noch weitere Jahre im Einsatzdienst.

Drehturm-Schiebleiter Baujahr 1882


Mit Volldampf voraus

Im August 1892 wurde die erste Dampfspritze Fabrikat Beduwe-Aachen bei der Aachener Feuerwehr in Dienst gestellt, welche 1893 durch einen anhängbaren Schlauch- und Utensilienwagen ergänzt wurde. Die pferdebespannte dreizylindrige Spritze mit Shand-Masonschem Röhrenkessel hatte eine Leistung von 1500 - 1800 l /min bei einem Druck von 9 - 12 bar. Die Leistung der Maschine konnte mit Hilfe eines Rücklauf- und Reduzierventils beliebig verringert werden. In der kalten Jahreszeit wurde, um das Wasser im Kessel gegen Einfrieren zu schützen, eine brennende Gaslampe (Bunsenbrenner) in die Feuerbüchse des Kessels eingeschoben. Der Kessel selbst wurde erst bei Abrücken zur Brandstelle angeheizt. Bereits nach 9 Minuten war im Kessel ein Überdruck von 7 bar erreicht, womit der Löscheinsatz beginnen konnte. Bei der Arbeit der Dampfspritze wurde der Kesselhöchstdruck von 12 bar schnell erreicht. Ständig mußte der Kessel unter Feuer gehalten werden. So benötigten die Dampfspritzen neben dem Maschinisten und Kutscher auch einen Heizer. Das Bedienungspersonal wurde eigens an einer Heizer- und Maschinistenschule ausgebildet. Eingesetzt wurden die Dampfspritzen hauptsächlich jedoch nur bei größeren, länger andauernden Bränden bzw. in den höher gelegenen Stadtgebieten, wo der Druck der Wasserleitungen nur bis zu 2 bar betrug. Bis zur Beschaffung eines zusätzlichen Gespanns im Jahr 1898 mußten die Pferde des zuerst an der Brandstelle eintreffenden Fahrzeugs zurück zur Feuerwehr-Kaserne gebracht werden, wurden vor die Dampfspritze gespannt und brachten diese dann zur Brandstelle. Aufgrund der guten Erfahrungen mit der Dampfspritze wurde im September 1898 eine zweite Dampfspritze des gleichen Systems beschafft. Um 1908 erhielten die beiden Dampfspritzen anstelle der Handspeisepumpen horizontale, direkt und vierfach wirkende Duplexspeisepumpen. Ferner wurden sie mit feststehenden Podesten versehen und die bisher auf den Schlauchtendern angebrachten Kohlenkästen an der Vorderachse der Spritzen angebracht.

Mit Errichtung der Oberzone der städtischen Wasserversorgung und der damit verbundenen Möglichkeit, auch in den höher gelegenen Teilen der Stadt, an der Brandstelle direkt vom Hydranten aus Wasser zu geben, wurden 5 Saug- und Druckspritzen sowie 2 Wasserzubringer überflüssig. Diese Geräte wurden um die Jahrhundertwende zusammen mit einem kleinen Geräte- und Leiterkarren ausgemustert und verkauft.



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Pneumatische Rettungsleiter System Schapler Baujahre 1903 und 1905


Neben einem weiteren Mannschaftswagen wurde 1903 eine pferdebespannte pneumatische Rettungsleiter (Frankfurter Rettungsleiter, System Schapler) mit 25 m Ausschub und angehängter Schlauchhaspel beschafft. Die Aachener und Münchener Feuerversicherung stellte für diese Leiter der Stadt einen Betrag von 5000,- Mark zu Verfügung. Das Aufrichten und Ausziehen der Leiter erfolgte über in Flaschen mitgeführte Kohlensäure oder durch Handbetrieb. Auf einem vor der hinteren Fahrzeugachse angebrachten, auf Kugellagern laufenden turmartigen Druckbehälter war eine zweiholmige Lafette mit einem teleskopischen Röhrensystem aus Präzisions-Stahlrohren angebracht. Auf diesem Röhrensystem war der geländerlose Leiterpark angebracht. Als letztes pferdebespanntes Fahrzeug wurde 1905 eine weitere Leiter, diesmal nach dem verbesserten System Schapler, durch die Fa. Praun / Nürnberg ausgeliefert.


Der richtige Antrieb

Die Zeit der Automobilisierung begann für die Aachener Feuerwehr im Jahre 1907. Ein gebrauchter Personenwagen, Fabrikat Adler, wurde von der Stadtverwaltung der Feuerwehr als "Offizierswagen" zur Verfügung gestellt. Bereits kurze Zeit später mußte das Fahrzeug fast komplett überholt werden, bis es 1913 endgültig ausgemustert wurde.

Unter den Direktoren der Feuerwehren kam es zu Diskussionen über den richtigen Antrieb für Feuerwehrfahrzeuge. Versuche mit Dampf-, Elektro- und Verbrennungsmotoren wurden durchgeführt. Auch sollte geklärt werden, inwieweit der jeweilige Antrieb zum Betreiben von Pumpen und zur Bewegung der mechanischen Leitern genutzt werden konnte.

Branddirektor Scholz, der im Jahre 1914 eine Dissertation über das Thema „Der Übergang zum Automobil-Betrieb bei den Feuerwehren“ verfaßte, stellte im Dezember 1908 eine Elektro-Gasspritze mit 350 l Wassertank auf Austro-Daimler-Fahrgestell in Dienst. Der Aufbau des Fahrzeugs wurde nach Weisung der Aachener Feuerwehr durch die hiesige Firma Beduwe durchgeführt. Der Fahrzeugantrieb erfolgte elektrisch über zwei Lohner-Porsche Radnabenmotore. Mit einer Batterieladung konnten ca. 30 bis 35 km zurückgelegt werden. Der Löschmittelbehälter wurde durch in zwei Stahlflaschen mitgeführte Kohlensäure unter Druck gesetzt. Mit dem mitgeführten Löschwasser ließ sich dann die Zeit bis zum Aufbau einer Wasserversorgung überbrücken. Die Gasspritze kann damit als Vorgänger unserer heutigen Tanklöschfahrzeuge bezeichnet werden. Die in das Fahrzeug gesetzten Erwartungen wurden im wesentlichen erfüllt, jedoch bemängelte man den starken Geschwindigkeitsabfall in Steigungen.

Elektro-Gasspritze Baujahr 1908


Mittlerweile hatte die Industrie den Verbrennungsmotor weiter vervollkommnet. Gute Erfahrungen anderer Feuerwehren mit diesem Antrieb veranlaßten auch die Aachener Feuerwehr zu Versuchen mit dem Betrieb von Benzinautomobilen.

Anfang des Jahres 1910 stellte die Aachener Motoren- und Lastwagen AG - MULAG ein 3 t Lastwagen-Chassis für Versuchszwecke zur Verfügung. Der eingebaute Vierzylindermotor leistete ca. 42 PS bei 1000 U/min. Die Firma MULAG baute nach Angaben der Feuerwehr eine über den Fahrzeugmotor angetriebene, mittig angeordnete Hochdruckzentrifugalpumpe, Fabrikat Schiele-Frankfurt, ein. Der Aufbau des Fahrzeugs erfolgte teils in den Werkstätten der Berufsfeuerwehr und teils bei der Feuerwehrgerätefabrik Beduwe. Das Automobil war für eine Besatzung von 14 Mann eingerichtet und verfügte über einen unter den Längssitzen angeordneten Löschwasserbehälter von 325 l. Damit war das Fahrzeug als Ersatz für die Dampfspritze und die Gasspritze geeignet.



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An feuerwehrtechnischer Ausrüstung wurden u.a. mitgeführt: 3 Hakenleitern, 1 Sprungtuch, je 240 m Druckschlauch 52 mm und 70 mm, 4 Saugschläuche, 1 Dachleiter, 1 Rettungsapparat, Geräte zur Wasserentnahme und -abgabe, Kaminreinigungsgerät, Wiederbelebungsgerät, Sicherheitslampen, 1 Rauchschutzapparat, 1 transportables Telefon, Samariterkasten und Krankentrage.

Automobiler Mannschaftswagen Baujahr 1912


Versuche mit diesem Fahrzeug verliefen so zufriedenstellend, daß das Fahrzeug bereits kurze Zeit später durch die Stadt gekauft wurde. Zwei Jahre später entschloß man sich zur Anschaffung eines weiteren Fahrzeuges ähnlicher Bauart. Neben weiteren Verbesserungen verfügte das neue Fahrzeug jetzt über einen Löschwasserbehälter von 500 l Fassungsvermögen. Die beiden Fahrzeuge wurden im 2. Weltkrieg zum Brandschutz an die Waggonfabrik Talbot ausgeliehen und dort durch Kriegseinwirkung zerstört.

Durch die Indienststellung der zweiten Motorspritze konnte der Pferdebestand weiter verringert und die Dampfspritzen in Reserve gestellt werden. Der letzte noch in Dienst befindliche pferdebespannte Mannschaftswagen wurde ausrangiert und zu einem Rüstwagen umgebaut.

Die Bewegungen der bisher verwandten Drehleitern erfolgten von Hand oder durch Preßluft bzw. Kohlensäure. Opel-Rüsselsheim stellte am 16.12.1913 der Feuerwehr Aachen eine benzinautomobile 25 m Drehleiter für Versuchszwecke kostenlos zur Verfügung. Die Versuche verliefen seitens der Feuerwehr derart zufriedenstellend, daß das Fahrzeug bereits Anfang 1914 zum Preis von 27500,- Mark durch die Stadt angekauft wurde.

Drehleiter Fabrikat Opel Kieslich Leiteraufbau Baujahr 1913 und 1916
Als Fahrgestell diente das Chassis eines 4 t Lastkraftwagens. Der Vierzylinder-Benzinmotor leistete 55 PS bei 1000 U/min. Damit war bei einem Gesamtgewicht von 6044 kg auf ebener Strecke eine Höchstgeschwindigkeit von 40 km/h zu erreichen. Der Leiteraufbau erfolgte durch die Firma Kieslich in Patschkau/Oberschlesien. Das Aufrichten und Ausziehen des vierteiligen Leiterparks erfolgte über zwei unabhängig voneinander arbeitende Elektromotore oder im Notbetrieb von Hand. Am Fahrzeugheck war ein bei Leiterbetrieb selbsttätig abprotzender Schlauchwagen angebracht. Mit der Beschaffung dieser Drehleiter verfügte die Feuerwache Vinzenzstraße über einen kompletten benzinautomobilen Löschzug, bestehend aus einer Motorspritze und Drehleiter.

Als Ersatz für den ausgemusterten Offizierswagen, Fabrikat Adler, beschaffte man ebenfalls im Jahr 1913 einen sechssitzigen Pkw der Marke Opel mit einer Leistung von 10-20 PS. Zu Revisionszwecken wurde im selben Jahr ein Wanderer Motorrad mit zweizylindrigem Motor angeschafft.

Am 5. Juni 1914 beschloß die Stadtverordneten-Versammlung die vollständige Automobilsierung der Feuerwehr. Man plante den Ankauf einer weiteren Motorspritze, zweier Drehleitern und eines Rüst- und Ausbildungswagens. Jedoch bedingt durch den Ausbruch des 1. Weltkrieges im August 1914 konnte zu dieser Zeit nur der Rüstwagen, ein Opel mit 30 PS Motor und um 1916 eine weitere Drehleiter beschafft werden. Die endgültige Durchführung der Automobilisierung der Aachener Feuerwehr erfolgte dann erst zu Beginn der zwanziger Jahre.

Im Februar 1921 konnte endlich die 3. Motorspritze, diesmal auf Benz-Gaggenau 4,5 t Fahrgestell in Dienst gestellt werden. Zur Besatzung zählten 1 Oberfeuerwehrmann, 1 Fahrer und 8 Feuerwehrmänner. Das 50 PS starke Fahrzeug wurde 1943 der Firma Garbe-Lahmeyer für den innerbetrieblichen Luftschutz überlassen und wurde 1944 beim Einmarsch der Alliierten zerstört.




Motorspritze Benz-Gaggenau Baujahr 1921



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Die Feuerwehrgerätefabrik Carl Metz in Karlsruhe lieferte im Herbst 1921 eine 25 m Drehleiter auf Benz-Fahrgestell an die Aachener Feuerwehr. Alle Leiterbewegungen, das Aufrichten und Neigen, Ausziehen und Einlassen, Drehen und Seitlichneigen, erfolgten durch direkte Kraftübertragung vom 50 PS starken Fahrzeugmotor aus. Innerhalb von 20 Sekunden konnte die Leiter in ihrer kompletten Länge von 25 m ausgefahren werden. Eine Neuerung für die damalige Zeit stellte die automatische Kippsicherung und Terrainregulierung dar. Die Besatzung des Fahrzeugs bestand aus einem Oberfeuerwehrmann, einem Fahrer und vier Feuerwehrleuten. Das Fahrzeug verbrannte am 25.4.1944 in den Trümmern der alten Feuerwache Oligsbendengasse.

Mit der Lieferung dieser Fahrzeuge war die Automobilisierung der Aachener Berufsfeuerwehr nunmehr komplett abgeschlossen. Neben der Ausstattung der drei Löschzüge der Aachener Berufsfeuerwehr mit je einer Motorspritze und einer Drehleiter standen noch ein Offiziersdienstwagen und ein Rüstwagen zur Verfügung.

Der Fahrzeugbestand wurde dann 1924 noch um einen von Benz/Mannheim gebauten 50 PS starken Alarmwagen (Pkw) erweitert.


Die rollende Werkstatt - der "Pionierwagen"

Die zunehmende Technisierung und Motorisierung veranlaßte den damaligen Branddirektor Beduwe zur Beschaffung eines Fahrzeugs, welches speziell für die technische Hilfeleistung ausgerüstet war. Ein sogenannter „Pionierwagen“ konnte um 1932 durch die Feuerwehr übernommen werden. Das durch die Aachener Firma Geck auf Opel-Blitz Fahrgestell aufgebaute, 64 PS starke Fahrzeug wurde mit den für die damalig anfallenden technischen Hilfeleistungen erforderlichen Geräten, wie Hebewerkzeuge, Schneidapparate, Brecheisen, Pferdehebegeräte, Flaschenzüge usw. ausgestattet. Die Geräte wurden im vorderen Teil des Fahrzeugs in großen Geräteräumen gelagert. Der hintere Teil des Fahrzeugs diente zur Aufnahme der Mannschaft. So konnte dieses Fahrzeug auch als Mannschaftstransporter eingesetzt werden. Während der Evakuierung der Aachener Feuerwehr im Jahre 1945 mußte das Fahrzeug in Paderborn zurückgelassen werden.

Einem Ford 1,5 t Lastkraftwagen mit 40 PS, ebenfalls Baujahr 1932, welcher im Dezember 1934 von der Zollverwaltung übernommen wurde, ereilte dasselbe Schicksal wie den Pionierwagen.
Als Zugfahrzeug für eine ältere 17m Anhängeleiter, Fabrikat Metz, wurde 1935 ein bereits 15 Jahre alter Daimler-Benz Lastkraftwagen in den Feuerwehrdienst gestellt. Das 45 PS Fahrzeug mußte jedoch 1940 wegen Überalterung ausgemustert und durch ein Neufahrzeug ersetzt werden.

Bereits Anfang der dreißiger Jahre machte die Feuerwehr darauf aufmerksam, daß die vorhandenen Lösch- und Leiterfahrzeuge technisch total veraltet waren und Ersatzteile so gut wie nicht mehr beschaffbar waren. Jedoch sollte es noch weitere Jahre dauern, bis der Fahrzeugpark wieder dem Stand der damaligen Technik entsprach.

Als Ersatz für die im Jahre 1910 beschaffte Kraftspritze konnte schließlich im März 1937 eine Magirus Kraftfahrspritze Typ "M37S" mit vollständigem Zubehör in Betrieb genommen werden. Die Anschaffungskosten betrugen 32.000 RM und wurden zu einem wesentlichen Teil durch eine Stiftung der Provinzial-Feuerversicherungs-Anstalt gedeckt. Die Kraftfahrspritze mit einer Motorleistung von 110 PS verfügte über eine Feuerlöschkreiselpumpe mit einer Leistung von 2500 l/min., sowie über eine Vorbau-Luftschaumpumpe mit einer Leistung von 1500 l/min. Zum Schutz der Mannschaft gegen die Witterungseinflüsse wurde erstmals eine geschlossene Mannschaftskabine verwendet. Dieses wuchtig aussehende Fahrzeug wurde durch den großen Luftangriff am 11.4.1944 in der Feuerwache zerstört.

Eine DL 26 mit Staffelkabine auf KHD M45 Fahrgestell mit Vorbaupumpe und Magirus-Leiteraufbau löste im Juni 1938 die Opel Drehleiter von 1913 ab. Das Fahrzeug in Ganzstahlkonstruktion mit Dieselmotor und einer Leistung von 110 PS hatte ein zul. Gesamtgewicht von 9.900 kg. Bei einem Flieger-angriff auf Aachen am 11.4.1944 schlug eine Sprengbombe in das Nebenhaus der Feuerwache. Das in der Fahrzeughalle


Kraftdrehleiter KL 26 KHD Magirus Baujahr 1938



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befindliche Fahrzeug wurde durch einstürzende Mauerteile so schwer beschädigt, daß es zur Reparatur in das Herstellerwerk nach Ulm gebracht werden mußte. Erst im September 1949, also 5 Jahre ! später, konnte das vollständig überholte Fahrzeug wieder nach Aachen überführt werden. Anstelle der mechanischen Bremsanlage wurde das Fahrzeug 1955 mit einer der Zeit entsprechenden Druckluft-Bremsanlage ausgestattet. Bis zu seiner Veräußerung an eine Duisburger Gebäudereinigungsfirma im Jahre 1960 wurde das Fahrzeug noch im Einsatzdienst verwendet.

Außer dem Rüstwagen erhielten 1938 alle Alarmfahrzeuge die zur damaligen Zeit vorgeschriebene polizeigrüne Lackierung. Kriegswirtschaftliche Sparmaßnahmen führten zu einer radikalen Typenbegrenzung im Feuerwehrfahrzeugbau.

Von der Schutzpolizei wurden zwei gebrauchte 12/50 PS Adler-Personenkraftwagen übernommen. Die 1929 gebauten Fahrzeuge fanden als Vorfahr- und Lehrwagen Verwendung. Einer der Wagen ist 1942 verschrottet worden, der andere verbrannte 1944 bei einem Luftangriff.

Im Laufe des Jahres 1940 wurden die im Jahr zuvor bei der Firma Magirus in Auftrag gegebenen, dringend benötigten Fahrzeuge ausgeliefert.

Es handelte sich um eine Kraftspritze KS 25 (später LF 25), eine Kraftfahrleiter KL 26 (später DL 26). Kraftspritze und Kraftfahrleiter entsprachen, mit Ausnahme der fehlenden Frontpumpen, weitgehend den einige Jahre zuvor beschafften Modellen.

Kraftspritze KS 25 Baujahr 1940


Dem Reichsluftfahrtministerium fielen ab 1934 Brandschutzaufgaben im Rahmen des zivilen Luftschutzes zu. Es kam zu einer weitgehenden Vereinheitlichung und Rationialisierung der Fahrzeugfertigung. Ab 1939 wurden der Stadt Aachen, als einem Luftschutzort 1. Ordnung, durch das Reichsluftfahrtministerium (RLM) Fahrzeuge zur Verfügung gestellt. Es handelte sich hierbei u.a. um verschiedene Kraftfahrspritzen der Typen KS 15 (später LF15) und KS 25 (später LF25) sowie sogenannter Kraftzugspritzen KzS 8 (später LF8) mit Tragkraftspritzenanhänger. Durch Kriegseinwirkung zerstörte städtische Fahrzeuge wurden durch andere ersetzt.

Einige dieser Fahrzeuge standen noch bis Mitte der sechziger Jahre im Einsatzdienst.

Löschgruppenfahrzeug LF 25 Daimler Benz Baujahr 1938


Anfang der vierziger Jahre wurde der Feuerschutzpolizei ein reichseigener "Großer Schlauchkraftwagen", später als S 4,5 bezeichnet, zur Verfügung gestellt. Neben den erforderlichen Armaturen waren auf diesem Fahrzeug ca. 2000 m B-Schlauch untergebracht. Nach der Rückführung des Fahrzeugs aus den Evakuierungsgebieten wurde es 1948 verkauft.

Die KzS 8 waren zum Einsatz in den einzelnen Luftschutzrevieren vorgesehen. Sie bestanden aus einem Löschkraftwagen und einem Tragkraftspritzenanhänger. Das abnehmbare Segeltuchverdeck über dem Mannschaftsraum bot im Winter keinen ausreichenden Wetterschutz. Der Einstieg erfolgte von der Rückseite des Fahrzeugs. Die Sitzbänke befanden sich quer zur Fahrtrichtung angeordnet. Eine dieser Kraftzugspritzen befand sich noch bis Anfang der sechziger Jahre als Gerä-

Kraftspritze KzS (LF8) Opel Blitz Baujahr 1937



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tewagen für die Telegrafenbauabteilung im Dienst der Aachener Berufsfeuerwehr. Zwei weitere dieser Fahrzeuge fanden eine Zeitlang als Vorfahrwagen Verwendung.

Ein Rüstkraftwagen wurde 1941 durch die Fa. KHD-Magirus geliefert. Das Fahrzeug mit 125 PS Dieselmotor verfügte bereits über eine elektrisch betriebene 4 t Krananlage und war mit umfangreichen Geräten zur technischen Hilfeleistung ausgestattet. Nach Kriegsende wurde der Wagen komplett demontiert in der Nähe von Lüneburg aufgefunden und konnte nur noch zum Schrottwert verkauft werden.

Ebenfalls 1941 wurde ein Lastkraftwagen mit 3 t Nutzlast durch die Firma Klöckner-Humboldt-Deutz geliefert. Das Fahrzeug mußte während der Evakuierung in Paderborn zurückgelassen werden und wurde von den dortigen Behörden nach Kriegsende unrechtmäßigerweise verkauft.

Zwei Löschgruppenfahrzeuge LF 15 kamen im Jahr 1942 zum Fahrzeugbestand der Aachener Feuerwehr. Eines der beiden auf KHD-Magirus S3000 aufgebauten Fahrzeuge wurde am 25.5.1944 durch Brandbomben in Brand gesetzt und vollständig zerstört. Das zweite Fahrzeug konnte 1945 aus Winsen an der Luhe nach Aachen zurückgeführt werden und stand bis 1957 im Einsatzdienst der Berufsfeuerwehr. Bis zu seiner Ausmusterung im Jahre 1972 wurde das Fahrzeug für den innerbetrieblichen Brandschutz an die Firmen Talbot und Philips ausgeliehen.

Von der städtischen Baupolizei wurde ein Motorrad der Marke BMW, Typ R23 übernommen. Auch dieses Fahrzeug ging während der Auslagerung der Feuerwehr gegen Ende des Krieges verloren.

Tanklöschfahrzeuge waren vor dem Krieg und auch im Krieg bei den Feuerwehren nur wenig vorhanden. Bei den ersten Luftangriffen stellte sich schon die Notwendigkeit dieser Fahrzeuge heraus. Das Fahrzeug konnte sich bei seinen Einsätzen in Gebieten mit zerstörter Wasserversorgung und zum Ablöschen der vielen kleineren Brände bewähren. Ein Tanklöschfahrzeug TLF 15 (Tankspritze) Typ TSH 515 von Klöckner-Humboldt-Deutz wurde 1943 an die Feuerwehr Aachen geliefert. Das Fahrzeug verfügte über einen Wassertank von 2500 l Inhalt. Die Feuerlöschkreiselpumpe leistete 1500 l/min. Während der Evakuierung zu Ende des Krieges wurde das Tanklöschfahrzeug bei einem Einsatz während eines Luftangriffes in Paderborn zerstört.

Die Auswirkungen des Krieges machten den Bedarf an Schlauchmaterial und den entsprechenden Fahrzeugen deutlich. Im Jahre 1943 konnte ein weiterer Schlauchwagen beschafft werden. Es handelte sich diesmal um einen auf Klöckner-Deutz-Fahrgestell aufgebauten "Schweren Schlauchkraftwagen" S3 mit einem Fassungsvermögen von ca. 1500 m B-Schlauch. Das Fahrzeug befand sich noch bis 1968 im Einsatzdienst bei der Aachener Berufsfeuerwehr.

Im Laufe des Jahres 1941 wurde die Produktion von Personenkraftwagen mit Ausnahme von reinen Wehrmachtsfahrzeugen für die Dauer des Krieges fast gänzlich eingestellt. Ab diesem Zeitpunkt konnte der Bedarf der Feuerwehr an solchen Fahrzeugen nur noch über den Gebrauchtwagenmarkt gedeckt werden. Vom Hauptamt übernommen und als Feuerwehrfahrzeug ausgerüstet wurde im Februar 1944 ein Wanderer (Auto Union) Personenkraftwagen. Die 42 PS Limousine, Baujahr 1938, stand dem Leiter der Feuerlöschkräfte in Aachen zur Verfügung. Bereits am 11.4.1944 wurde das Fahrzeug im Polizeipräsidium durch Brandbomben in Brand gesetzt und brannte vollständig aus. Das Ersatzfahrzeug gleichen Typs und Baujahrs, welches im Mai 1944 gebraucht erworben wurde, wurde 1945 durch die Militärregierung in Paderborn beschlagnahmt.

Ein auf Opel-Blitz Fahrgestell aufgebautes Löschgruppenfahrzeug LF 15 wurde im Juli 1944 ausgeliefert. Die äußere Verkleidung dieses Fahrzeugs bestand infolge Rohstoffmangel nicht mehr aus Stahlblech, sondern aus Hartfaserplatten.

Bei der Räumung der Stadt Aachen im September 1944 war die Berufsfeuerwehr mit ihren Fahrzeugen nach Remscheid und am 3.3.1945 nach Paderborn verlegt worden. Fahrzeuge und Geräte wurden dort Beutegut.

Ende 1944 war ein Handwagen mit Tragkraftspritze das einzige Feuerlöschfahrzeug im Stadtgebiet. Später kam als Transportmittel ein Kleinlieferwagen, Typ Tempo-Dreirad, der auch als Krankentransportfahrzeug genutzt wurde und ein durch die Militärregierung zur Verfügung gestellter 3 t Borgward Lkw hinzu. Die stadteigenen Fahrzeuge befanden sich noch in den Evakuierungsgebieten. Unter größten Schwierigkeiten konnte ein Teil dieser Fahrzeuge aus der Evakuierung zurück nach Aachen geholt werden. Der andere Teil der Fahrzeuge war gänzlich zerstört, beschlagnahmt oder unberechtigterweise verkauft und für andere Zwecke umgebaut worden. Die noch vorhandenen Fahrzeuge befanden sich teilweise in sehr schlechtem oder gar unbrauchbarem Zustand.

Die 17 m Anhängeleiter der Telegrafenbauabteilung wurde im Januar 1945 an die Feuerwehr Remscheid abgetreten, da



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deren Drehleitern alle zerstört waren. Im Gegenzug wurde ein 10 Jahre alter Opel-Olympia der Stadtverwaltung Remscheid an die Aachener Feuerwehr übergeben. Jedoch bereits im Juni 1945 wurde das Fahrzeug durch die Militärregierung beschlag-nahmt und war für die Aachener Feuerwehr verloren. Andere durch die Militärregierung in Aachen beschlagnahmte Personenkraftwagen wurden der Feuerwehr zur Verfügung gestellt, jedoch bereits kurze Zeit später wieder an die rechtmäßigen Eigentümer zurückgegeben.

Mitte 1946 bestand der Fahrzeugpark der Aachener Feuerwehr, durch die Rückführung der Fahrzeuge, wieder aus einem LF 15, einer Kraftfahrdrehleiter, einem Schlauchwagen und einem reichseigenen LF 8 mit Tragkraftspritzenanhänger.

Große Probleme, die noch vorhandenen Fahrzeuge betriebsfähig zu machen, und zu halten, gab es bis zur Währungsreform im Jahre 1949. Notwendige Ersatzteile waren so gut wie nicht erhältlich. So wurden nicht mehr verwendungsfähige Fahrzeuge als Ersatzteillager ausgeschlachtet und in den Werkstätten ein Tanklöschfahrzeug auf MAN-Fahrgestell, Baujahr 1936 aus mehreren Altfahrzeugen selbst hergestellt. Dieses TLF 25 mit einem Löschwasserbehälter von 2760 l Inhalt war immerhin noch bis zu seiner Verschrottung im Jahr 1958 im Einsatzdienst.

Als erstes Neufahrzeug nach dem Krieg wurde 1946 ein Mercedes-Benz 170 V Personenwagen angeschafft, jedoch bereits 1950 mußte das Fahrzeug verschrottet und durch einen Wagen des gleichen Typs ersetzt werden.

Für die Telegrafenbauabteilung konnte 1947 eine 18 m Magirus Anhängeleiter als Arbeitsleiter in Dienst gestellt werden.

Neben einem LKW mit Pritschenaufbau auf Hanomag L 28 B Fahrgestell, als Ersatz für den Borgward Lastkraftwagen, konnte 1953 ein VW-Käfer in grüner Farbgebung als Vorfahrwagen (heute Einsatzleitwagen) in Dienst gestellt werden. Das berühmte Brezelfenster des VW-Käfers wurde später gegen eine durchgehende Scheibe ersetzt. Diese Fahrzeuge bereicherten dann mehr als 20 Jahre den Fuhrpark der Aachener Feuerwehr.

Als erste Großfahrzeuge nach dem zweiten Weltkrieg wurden in den Jahren 1956 und 1957 zwei baugleiche TLF 16 auf Magirus Mercur 125 Fahrgestell beschafft. Die Fahrzeuge verfügten über einen Löschwassertank mit einem Fassungsvermögen von 2400 l. Die im Heck eingebaute Feuerlöschkreiselpumpe hatte eine Leistung von 1600 l/min.

TLF 16 Magirus Mercur 125 Baujahr 1956


Ebenfalls 1956 wurde ein VW-Kombi als Gerätewagen für Kleineinsätze und als Nachschubfahrzeug erworben. Eine 18 Jahre alte, wegen ihres schlechten technischen Zustandes nur noch als Arbeitsgerät genutzte Drehleiter (DL26) auf Daimler Benz Fahrgestell wurde im folgenden Jahr verkauft.

Neben einem weiteren VW-Kombi Gerätewagen kam als Ersatzbeschaffung für ein Vorkriegs-Löschfahrzeug 1959 ein Löschgruppenfahrzeug (LF 16) auf KHD Mercur 125 Fahrgestell mit einer im Heck eingebauten Feuerlöschkreiselpumpe FP 16/8 und einem Löschwasserbehälter von 800 l zum Fahrzeugbestand der Berufsfeuerwehr.

Im darauf folgenden Jahr konnte der Löschzug mit einem Neufahrzeug komplettiert werden. Eine Drehleiter mit 30 m Steighöhe auf KHD Magirus Mercur Fahrgestell mit Staffelfahrerhaus ersetzte eine der DL 26 der Vorkriegszeit. Da sich die 1958 bei der Feuerwehr Aachen eingeführte Funktechnik bewährt hatte, verzichtete man auf das Mitführen eines Melder-Fahrrades, wie es bislang auf den Drehleitern üblich war.

Seit dem zweiten Weltkrieg verfügte die Feuerwehr Aachen nicht mehr über ein eigenständiges Fahrzeug zur Durchführung technischer Hilfeleistungen. Jedoch speziell für das wachsende Einsatzspektrum der Feuerwehr wurde ein Rüstkraft- und Rüstkranwagen erforderlich, der in der Lage war, ausreichendes Rüstmaterial an eine Unfallstelle zu bringen. Rund 120.000,- DM kostete der im November 1960 in Dienst gestellte Rüstkranwagen (RKW10). Das auf Magirus Deutz Jupiter Allradfahrgestell aufgebaute Fahrzeug verfügte über einen elektrisch betriebenen, fernsteuerbaren Kranausleger mit einer max. Tragkraft von 10,5 t. Bei der Krananlage legte man Wert darauf, daß der für sie erforderliche Raum so klein wie möglich gehalten war, damit die Zugänglichkeit der Geräteräume an beiden Seiten nicht beeinträchtigt wurde. Erreicht wurde dies durch die Lagerung des Kranauslegers in seiner Ablegestellung



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über dem Dach. Als Kraftquelle diente ein selbstregelnder, vom Fahrzeugmotor angetriebener Drehstrom-Generator mit einer Leistung von 22 kVA bei 380/220V. Neben einem Spill, Hebezeugen, Preßluftbohrern und Brennschneidegeräten war eine Vielzahl weiterer Werkzeuge auf diesem Fahrzeug untergebracht.

Das Fahrzeug, mit einer Höchstgeschwindigkeit von 71 km/h, wurde in Verbindung mit weiteren Fahrzeugen bei Verkehrsunfällen etc. eingesetzt. Eine Spezialaufgabe für diesen Rüstkranwagen war das Eingleisen entgleister Straßenbahnzüge im Aachener Stadtgebiet. Anfang der neunziger Jahre wurde das Fahrzeug ausgemustert und nach einer gründlichen Überholung der Freiwilligen Feuerwehr der Aachener Partnerstadt Naumburg übergeben.

Im gleichen Jahr konnte ein weiterer Gerätewagen, diesmal jedoch auf Ford FK 1000-Basis in Dienst gestellt werden.

Ein Tragkraftspritzenanhänger, ein Überbleibsel aus dem zweiten Weltkrieg, wurde 1961 in den Werkstätten der Berufsfeuerwehr von Grund auf überholt und zum Schaummittelanhänger umgebaut. Neben 625 Litern Schaumbildner waren auch die erforderlichen Schaumrohre und Zumischer auf diesem Anhänger untergebracht. Im Einsatzfall diente das TLF 16 als Zugfahrzeug.

Die Wartung und den Einsatz eines Wasseraufbereitungswagens übertrug die Landesregierung NRW der Berufsfeuerwehr Aachen. Mehr als zwei Wochen lang war das Fahrzeug bei der Hochwasserkatastrophe in Hamburg im Frühjahr 1962 im Einsatz, um die dortige Bevölkerung mit Trinkwasser zu versorgen.

Als die Beschaffung eines Kommandowagens für den damaligen Amtsleiter, Oberbrandrat Jackels, anstand, entschied man sich 1962 für einen Daimler-Benz 180C. Das graphitgraue Fahrzeug verfügte über eine Halterung für ein aufsteckbares Blaulicht und eine verdeckt angebrachte Tonfolgeanlage. Der Wagen wurde 1978 meistbietend verkauft.

LF 16 Magirus Benz Baujahr 1964


Noch 20 Jahre nach Kriegsende waren bei der Aachener Feuerwehr Fahrzeuge der Vorkriegszeit im Dienst. Erst mit der Beschaffung zweier Löschgruppenfahrzeuge (LF 16) in den Jahren 1964 und 1965, einer weiteren Drehleiter (DL 30) im Jahre 1965 und eines VW1300 Vorfahrwagens war der Fahrzeugpark wieder auf den Stand moderner Fahrzeugtechnik gebracht worden.

DL 30 Magirus Benz Baujahr 1965


Alle drei Großfahrzeuge waren durch die Firma Magirus auf KHD F150D10 Fahrgestelle aufgebaut worden. Auch diese Fahrzeuge versahen mehr als 20 Jahre, wenn auch später als Reservefahrzeug oder als Einsatzfahrzeug der Freiwilligen Feuerwehr, ihren Dienst bei der Feuerwehr Aachen. Die letzte noch vorhandene Drehleiter aus der Kriegszeit, Baujahr 1940, wurde außer Dienst genommen und an das Stadtgartenamt verkauft.

Die ständig ansteigende Zahl von Öl- und Gefahrguteinsätzen machte 1967 die Anschaffung eines Rüstwagen (RW-Öl) erforderlich. Das Anfangs als Ölalarmwagen bezeichnete Fahrzeug verfügte zur Aufnahme an der Einsatzstelle austretender Stoffe über einen eingebauten Tank mit 2400 l Fassungsvermögen. Durch die Mitführung von zusätzlichen Faltbehältern in den Dachkästen war eine Aufnahme von max. 32.400 l möglich. Neben einem festeingebauten Stromerzeuger waren auf diesem Fahrzeug u.a. Umfüllpumpen, Abdichtmaterial, Schutzkleidung, Bindemittel und nicht-funkenreissendes Werkzeug untergebracht.

Als Ersatz für den im Jahr 1956 beschafften Gerätewagen erhielt die Feuerwehr 1969 einen Gerätewagen auf VW-Kombi Fahrgestell. 1972 stellte man einen Ford Transit FT100 als Einsatzleitwagen (ELW2) in Dienst. Später wurde das Fahrzeug als Gerätewagen genutzt.



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Durch die kommunale Neugliederung wurde, aufgrund der gebietsmäßigen Ausdehnung der Stadt, die Beschaffung einer dritten Drehleiter nötig. Man entschied sich 1972 für eine Magirus DL 30 mit Staffel-Fahrerhaus und Frontlenker-Fahrgestell. Vorteile dieser Bauart sind der kurze Radstand und damit ein kleinerer Wendekreis sowie die bessere Sicht nach vorne. Eine Neuerung für Aachen war der mitgeführte, an der Leiterspitze einhängbare, 2 Personen fassende Rettungskorb. Sämtliche Leiterbewegungen ließen sich vom Korb aus steuern. Wegen technischer Mängel mußte die Leiter bei der Feuerwehr außer Dienst genommen werden und wurde an die Karnevalsgesellschaft "Oecher Spritzemänner" verkauft. Beim Aachener Rosenmontagszug ist das Fahrzeug einmal im Jahr in etwas abgewandelter Form zu bewundern.

Im Laufe des Jahres 1973 wurde ein Schlauchkraftwagen (SKW) des erweiterten Katastrophenschutzes auf der Hauptfeuerwache stationiert. Das auf Magirus-Fahrgestell 1968 aufgebaute Fahrzeug mit Staffelfahrerhaus führte neben 1240 m B-Schlauch, C-Schläuchen und entsprechenden Armaturen auch eine Tragkraftspritze mit und konnte dadurch auch einen Löschangriff selbständig durchführen. Nach Indienststellung eines neuen Fahrzeuges wurde der SKW an die Freiwillige Feuerwehr Aachen abgegeben, wo er noch einige Jahre im Einsatz war.

Als Kommandowagen (KDOW) für den Amtsleiter wurde 1973 ein Pkw Daimler Benz 200 in grauer Farbgebung angeschafft. Neben einer funktechnischen Ausstattung verfügte das Fahrzeug über ein abnehmbares Blaulicht und ein im Motorraum eingebautes Martinshorn. Das Fahrzeug war bis Anfang der achtziger Jahre im Einsatz.

Zu Nachschubzwecken wurde im selben Jahr ein Daimler Benz L406D Lastkraftwagen mit Planenaufbau gekauft. Dieser ersetzte den bereits 20 Jahre alten Hanomag-Lkw.

Zwei Tanklöschfahrzeuge (TLF 16) mit einem Tankinhalt von 2400 l auf Magirus Deutz FM170D Frontlenkerfahrgestell und Staffelbesatzung wurden im Laufe des Jahres 1974 beschafft. Eines dieser Fahrzeuge befindet sich noch heute, nach gründlicher Überholung, im Einsatzdienst der Freiwilligen Feuerwehr Aachen.

Das Erste von drei Löschgruppenfahrzeugen (LF 16) auf Magirus 170D11FA Frontlenker-Fahrgestell wurde 1976 an die Berufsfeuerwehr ausgeliefert. Mit Indienststellung dieses Fahrzeuges verfügte die Aachener Berufsfeuerwehr erstmals über einen kompletten Löschzug von Frontlenkerfahrzeugen.

Als Ersatz für die mittlerweile überalterte Drehleiter von 1960 wurde 1978 eine Magirus-Drehleiter auf 170D12F Frontlenker-Fahrgestell mit Truppfahrerhaus (1/2) und anhängbarem Rettungskorb angeschafft. Seit 1979 lautet die Bezeichnung für diese Drehleitern DLK 23/12. Diese Zahlen beziehen sich nicht mehr auf die Leiterlänge, sondern auf die Höhe, die mit voller Belastung erreicht wird. Im Freistand müssen 23 m Höhe bei 12 m Ausladung mit der zulässigen Nutzlast erreicht werden.

Wegen technischer Mängel wurde das Fahrzeug Ende 1992 ausgemustert und verkauft.

DL 30 Magirus FM170D12F Baujahr 1972



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Löschgruppenfahrzeug (LF16) Magirus Deutz Baujahr 1976
Im gleichen Jahr erhielt die Aachener Berufsfeuerwehr das erste Fahrzeug auf Daimler Benz Fahrgestell. Das von der Firma Ziegler aufgebaute Tanklöschfahrzeug (TLF 16) verfügt über einen Löschmittelbehälter von 2400 l. Nach der Neukonzeption des Löschzuges wurde das Fahrzeug zu einem Löschzug der Freiwilligen Feuerwehr Aachen überstellt und befindet sich dort heute noch im Einsatzdienst.

Ebenfalls 1978 erhielt die Berufsfeuerwehr einen neuen Einsatzleitwagen (ELW) auf Ford Granada 2,3 Turnier. Ab Ende der achtziger Jahre wurde das Fahrzeug zur Durchführung von Tiertransporten eingesetzt. Zu diesem Zweck rüstete man den Wagen mit entsprechenden Käfigen und Tierfangmaterialien aus. Da das Fahrzeug nicht mehr den sicherheitstechnischen Anforderungen entsprach, wurde es 1994 verschrottet.

Ein Hilfsrüstwagen (HRW) des erweiterten Katastrophenschutzes wurde 1979 in den Fahrzeugbestand der Berufsfeuerwehr eingegliedert und wurde dort im Rüstzug eingesetzt. Das 1965 auf Mercedes Benz Unimog-Fahrgestell von der Firma Voll in Würzburg aufgebaute Fahrzeug diente bis 1968 dem Luftschutzhilfsdienst (LSHD) als Vorauslöschfahrzeug. Durch Umstrukturierungen im Katastrophenschutz wurden die Vorauslöschfahrzeuge nicht mehr benötigt. So wurden diese Fahrzeuge zu Hilfsrüstwagen umgebaut. Danach verfügte das Fahrzeug über Platz für eine Truppbesatzung (1/2). Neben technischen Geräten wie Schweißgerät, Notstrom-aggregat, Beleuchtungsmaterial, Greifzug und Motorsäge verfügte das Fahrzeug über eine Vorbauseilwinde mit einer Zugkraft von 15 kN. Nach Beschaffung eines Rüstwagen (RW 2) im Jahr 1983 konnte das Fahrzeug der Freiwilligen Feuerwehr zugeteilt werden. Dort befand es sich bis zu seiner Ausmusterung Ende der achtziger Jahre.

Ein Ford Taunus Turnier als Werkstattwagen für die Telegrafenbauabteilung wurde im Jahr 1979 angeschafft und befand sich bis zu seiner Ausmusterung im Jahre 1995 im Fahrzeugbestand der Berufsfeuerwehr.

Als Ersatz für den 1973 beschafften Kommandowagen des Amtsleiters erhielt die Aachener Feuerwehr 1980 einen Pkw vom Typ Daimler Benz 200.

Diese Beschreibung der nicht mehr im Dienst befindlichen Fahrzeuge der Berufsfeuerwehr Aachen erhebt keinen Anspruch auf absolute Vollständigkeit. Zu einigen Fahrzeugen liegen nur sehr unzureichende oder gar keine Informationen vor. Andere Fahrzeuge führten kriegs- oder unfallbedingt nur ein sehr kurzes Dasein. Viele Fahrzeuge wurden, wenn sie für ihren eigentlichen Verwendungszweck nicht mehr tauglich waren oder nicht mehr benötigt wurden, für andere Einsatzzwecke umgebaut und genutzt.



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