125 Jahre Berufsfeuerwehr Aachen IX188192
Obwohl die Aachener Berufsfeuerwehr erst offiziell im Jahre 1911 mit der Durchführung von Kranken- und Unfalltransporten betraut wurde, wurde diese Aufgabe bereits seit 1890 mit zunächst primitiven Hilfsmitteln durchgeführt.

Zur Verbesserung der medizinischen Versorgung an Brandstellen nahmen ab 1888 Feuerwehrleute an Samariterkursen, die zunächst im Luisenhospital abgehalten wurden, teil. Zur ersten Hilfeleistung bei Unglücksfällen auf Brandstellen führte man ab 1890 auf den Fahrzeugen einen mit Medikamenten und Verbandstoffen ausgestatteten Medizinkasten mit. Ab 1893 wurden zum Transport Verunglückter zusammenlegbare Krankentragen auf den Wagen untergebracht.

Um 1897 verfügte die 4. Kompanie über einen häufig eingesetzten Krankentransportwagen. Es handelte sich dabei um eine auf einem zweirädrigen Fahrgestell montierte Krankentrage, die von Hand gezogen oder geschoben werden mußte.

Mit der Übernahme der Leitung des gesamten Kranken- und Unfalltransportwesen durch die Berufsfeuerwehr zum 1. Januar 1911 wurde der Feuerwehr ein bereits vorhandener städtischer pferdebespannter Krankentransportwagen zur Verfügung gestellt.

Zum gleichen Zeitpunkt konnte der erste elektroautomobile Unfall- und Krankentransportwagen (System Lloyd) in Dienst genommen werden. Das durch die Norddeutsche Automobil und Motoren AG hergestellte Fahrzeug war zur Aufnahme von zwei übereinander angeordneten Krankentragen eingerichtet. Zusätzlich befanden sich in dem durch elektrische Deckenlampen beleuchteten Innenraum zwei Klappsitze für Begleitpersonen. Neben einem Samariterkasten mit Verbandzeug und Medikamenten gehörten auch Wasser- und Trinkgefäße zur Ausstattung. Zur Erleichterung von Desinfektionsmaßnahmen war das Fahrzeug im Inneren komplett mit weißlackiertem Zinkblech ausgeschlagen. Der Antrieb des Wagens erfolgte durch zwei auf die Vorderräder wirkende, schnell laufende Motoren mit Zahnradübersetzung von je 3-6 PS Leistung. Dadurch waren Vorwärtsfahrten mit fünf verschiedenen Geschwindigkeiten und Rückwärtsfahrten mit einer Geschwindigkeit möglich. Das Fahrzeug verfügte über elektrisch auf die Vorderräder wirkende Bremsen sowie über Innenbackenbremsen an den Hinterrädern. Die zum Antrieb dienende Batterie befand sich in Holzkästen unter dem Fahrersitz angeordnet. Zur Signalgebung verwendete man eine elektrisch betriebene Hupe. Dieser elektroautomobile Krankenwagen wurde durch den Aachener Zweigverein vom Roten Kreuz für die Summe von 10.000,- Mark beschafft und in der Feuerwache Vinzenzstraße eingestellt. Die Aachener Berufsfeuerwehr stellte den Fahrer, das Begleitpersonal wurde durch das Rote Kreuz gestellt.
Elektroautomobiler Unfall- und Krankentransportwagen Baujahr 1910



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Zu Beginn des Jahres 1914 wurde bei der Aachener Firma Bunsmann der erste benzinautomobile Krankenkraftwagen in Auftrag gegeben. Das Fahrgestell zu diesem Fahrzeug lieferten die hiesigen Fafnir-Automobilwerke. Jedoch bereits kurze Zeit nach Auslieferung im Juli des Jahres wurde das Fahrzeug im Zuge der Mobilmachung von der Heeresverwaltung angekauft.

Im Jahre 1920 konnte schließlich ein neuer Krankentransportwagen auf Benz-Gaggenau Fahrgestell Typ 14/30 PS in Dienst gestellt werden.

Steigende Einsatzzahlen im Krankentransportdienst der Aachener Berufsfeuerwehr machten 1924 die Anschaffung eines weiteren Fahrzeugs notwendig. Wie schon beim Vorgängermodell wählte man ein Benz-Gaggenau Fahrgestell, jedoch verfügte dieser Wagen vom Typ 18 über eine Motorleistung von 35 PS.

Zu den drei älteren Krankenwagen erhielt die Unfallstation 1929 einen neuen Wagen modernster Bauart. Das Fahrzeug, Fabrikat Benz Typ 10/50 mit einer Motorleistung von 50 PS, war bis 1942 im Dienst der Berufsfeuerwehr Aachen und mußte dann wegen Überalterung verschrottet werden.

Im Jahre 1934 konnte ein weiterer Krankenwagen, diesmal auf Opel 1,5 t Fahrgestell, beschafft werden. Das Fahrzeug verfügte über einen Sechszylinder Motor mit einer Leistung von 36 PS. Als Ersatz für den Krankenwagen von 1920 wurde 1935 ein gebrauchter Krankenwagen auf Daimler-Benz Fahrgestell, Baujahr 1930 angekauft. Dieses Fahrzeug wurde durch Kriegseinwirkung 1944 in Aachen zerstört.

Zwei Daimler-Benz Typ 320 mit Aufbau der Fa. Lueg/Bochum erhielt die Feuerwehr im Jahr 1940. Beide Fahrzeuge wurden bei der Räumung der Stadt Aachen im September 1944 mit nach Paderborn geführt. Bei der Gefangennahme der Feuerwehrmannschaften mußten die Fahrzeuge dort verbleiben. Eines dieser beiden Fahrzeuge wurde nach Kriegsende nur noch als Wrack, total ausgeschlachtet aufgefunden. Der Verbleib des zweiten Wagens konnte nie geklärt werden.

Nach dem Verlust der drei stadteigenen Krankenkraftwagen konnten erst im Juni 1945 wieder Krankentransporte mit einem von privater Seite zur Verfügung gestellten Personenkraftwagen durchgeführt werden. Jedoch bereits im September mußte der Wagen abgegeben werden. Daraufhin stellte die Stadt Aachen einen Mercedes Pkw des Krankenkassenverbandes und kurz darauf die Militärregierung einen 1934 in Straßburg gebauten Matford-Krankenwagen zur Verfügung. Auch diese beiden Fahrzeuge mußten im Laufe des Jahres wieder zurückgegeben werden. Im November 1945 wurden zwei bereits vier Jahre alte Opel-Krankenwagen mit Miesen-Aufbau in Dienst gestellt, die infolge der außerordentlichen Beanspruchung stark abgenutzt waren. Die Beschaffung der notwendigen Ersatzteile und Reifen gestaltete sich zu dieser Zeit außerordentlich schwierig.

Ein dreirädriger Klein-Lastkraftwagen, Typ Tempo Matador, mit einem 396 cm3 Motor, wurde zu dieser Zeit als behelfsmäßiger Krankenwagen eingesetzt. Bei Ausfall eines der regulären Krankentransportfahrzeuge oder bei mehreren gleichzeitigen Einsätzen mußten Unfall- und Krankentrans-
Krankentransportwagen Baujahr um 1920



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porte auch mit einem der vorhandenen Löschgruppenfahrzeuge (LF8) durchgeführt werden.

Bei der Firma Daimler-Benz wurden 1946 zwei Krankenwagen des Typs 170 V bestellt. Diese Fahrzeuge wurden dann im Laufe des Jahres 1948 ausgeliefert. Im Jahr 1951 wurden wiederum 2 Mercedes Krankenwagen mit Lueg-Aufbau in Dienst gestellt. Ein älteres Opel-Fahrzeug konnte außer Dienst genommen werden und einer der 1948 gelieferten Krankenwagen wurde verkauft.

Anfang 1952 richtete die Firma Miesen einen Unfallrettungswagen (UW) auf Opel Blitz Fahrgestell ein. Nach Vorgaben der Berufsfeuerwehr wurden u.a. Pulmotor, Sauerstoffbehandlungsgerät, Sanitätskasten und Heeresatmer eingebaut. Das feuerwehrrote Fahrzeug war zum Tranport von drei liegenden Personen ausgerüstet. Im Jahr 1958 wurde das Fahrzeug, als eines der ersten der Aachener Berufsfeuerwehr, mit einem Sprechfunkgerät ausgestattet. Mit Anschaffung einer neuen Generation von Rettungswagen wurde der Unfallrettungswagen 1961 an die städtischen Krankenanstalten verkauft.

Als Ersatz für das zweite Opel Vorkriegs-Fahrzeug erhielt die Feuerwehr Aachen im Jahr 1955 einen Krankenwagen, der durch die Firma Miesen auf Mercedes Benz 180 aufgebaut wurde. Der Wagen war zur Aufnahme von zwei liegenden Patienten eingerichtet und verfügte über eine entsprechende medizinische Ausstattung. Die Farbgebung war im damals üblichen Hellgrau gehalten. Auf eine Ausrüstung mit Blaulicht und Martinshorn wurde zunächst noch verzichtet. Diese wurden jedoch einige Zeit später nachgerüstet.
Unfallwagen Ford FK 1000 Baujahr 1961


Innenansicht Unfallwagen 1961
Einen zweiten Unfallwagen (UW), diesmal auf Ford FK 1000 Fahrgestell, konnte die Feuerwehr im Jahr 1959 in Dienst stellen. Somit stand auf jeder der beiden Feuerwachen ein Unfallwagen zum Einsatz bereit. Als Ersatz für den fast 10 Jahre alten Opel-Blitz Unfallwagen folgte zwei Jahre später ein weiteres Fahrzeug auf FK 1000 Basis. Diese Fahrzeuge waren zur Aufnahme von zwei übereinander gelagerten Krankentragen und einer einfachen medizinischen Ausrüstung eingerichtet.

Der Bestand an Krankentransportfahrzeugen wurde im Laufe der Jahre immer wieder durch neue Fahrzeuge ergänzt, über-alterte Wagen wurden ausgemustert.

Mit der Anschaffung einer neuen KTW-Fahrzeuggeneration, diesmal auf Mercedes 190 C und 200, ab dem Jahr 1965 wechselte auch die Farbgebung der Krankentransportwagen. Die bis dahin übliche hellgraue Farbgebung wich einer elfenbeinfarbenen Lackierung. Da mit diesen Fahrzeugen, neben reinen Krankentransporten, auch viele Notfalltransporte durchgeführt wurden, verfügten sie über eine entsprechende medizinische Ausstattung. So gehörten u.a. ein Pulmotor-Beatmungsgerät und ein Sauerstoffbehandlungsgerät zur Beladung.

Ein neuer Unfallwagen auf Ford Transit FT900 Basis ersetzte 1968 den Wagen von 1959. Auch dieses Fahrzeug war, wie seine Vorgänger, mehr für einen schnellen Transport zum Krankenhaus, als für eine notfallmedizinische Versorgung am Einsatzort ausgestattet.

In Erwartung der Einrichtung eines Notarztdienstes wurde im November 1970 der erste Rettungswagen in Dienst gestellt. Das, damals noch als „Klinomobil“ bezeichnete, von der Firma Miesen auf Daimler Benz 408 Fahrgestell aufgebaute Fahrzeug verfügte bereits über eine umfangreichere medizinische Ausstattung. So gehörten u.a. zwei Pulmotor-Beatmungsgeräte, Sauerstoffinhalations- und Absauggerät, chirurgisches Notbesteck sowie entsprechende Infusionslösungen zum Inventar des Wagens. Der zur Aufnahme einer



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Krankentrage vorgerichtete Behandlungstisch war erstmals elektrisch auf verschiedene Höhen und Lagen einstellbar. Um mögliche chirurgische Eingriffe bereits im Fahrzeug vornehmen zu können, stattete man das Fahrzeug neben einer Reihe von Leuchtstoffröhren auch mit einer kleinen OP-Leuchte aus. Die Fahrzeuge dieses Typs bildeten, wenn auch später mit Dieselmotor, Automatikgetriebe und einer stetig verbesserten und erweiterten technischen und medizinischen Ausstattung bis 1986 die Grundlage für Ersatz- und Neubeschaffungen von Rettungswagen.

Ab 1970 wurden bei der Firma Miesen einige Krankentransportwagen mit einer tiefer liegenden Ladeklappe bestellt. Diese "Aachener Modelle" waren im Inneren nach hinten um ca. 15 cm abgeschrägt. Dieses erleichterte vor allem das Einschieben des Krankentragestuhls. Mit der Beschaffung einer neuen Krankentransportwagen-Generation auf Daimler Benz, Typ 220 D/8 mit Miesen Aufbau, erfolgte ab dem Jahre 1972 erstmals, wie bereits bei den Feuerwehrfahrzeugen üblich, eine rot-weiße Lackierung der Krankentransportfahrzeuge. Damit sollte im Straßenverkehr eine größere Auffälligkeit erreicht werden.

Als erstes Notarzteinsatzfahrzeug (NEF), damals noch als Notarztdienstwagen (NAD) bezeichnet, konnte schließlich im Oktober 1975 ein Pkw Ford Granada in Dienst gestellt werden. Während andere Städte bereits über speziell für den Notarztdienst hergerichtete Fahrzeuge verfügten, kam in Aachen ein handelsüblicher, feuerrot lackierter Pkw zum Einsatz. Lediglich ein, zwischen den beiden auf dem Fahrzeugdach angebrachten Blaulichtern befindliches, beleuchtbares Transparent mit Aufschrift „Notarzt“ wies auf den Verwendungs- zweck dieses Fahrzeugs hin.

Im Jahre 1977 wurde ein weiteres Notarzteinsatzfahrzeug des gleichen Typs, diesmal jedoch als Kombi, beschafft. Anfang der achtziger Jahre erfolgte wiederum eine grundlegende Änderung im äußeren Erscheinungsbild der Rettungsdienstfahrzeuge. Ab diesem Zeitpunkt wurden alle Neufahrzeuge in der für Nordrhein-Westfalen vorgeschriebenen tagesleuchtroten und weißen Farbe angeschafft, vorhandene Fahrzeuge wurden zum Teil umlackiert.
Notarzteinsatzfahrzeug NEF
Als erstes Fahrzeug in dieser Farbgebung erhielt die Berufsfeuerwehr Aachen 1980 einen Opel Rekord Caravan als Notarzteinsatzfahrzeug. Ein zweites Fahrzeug gleicher Bauart folgte 1984.

Als Ersatz für ein verunfalltes Fahrzeug wählte man 1985 einen Personenkraftwagen der Marke Daimler Benz, Typ 190 D.

Nach dem Modellwechsel des Fahrzeugherstellers wurden alle seit 1987 beschafften Rettungswagen auf dem neuen Daimler Benz T2 aufgebaut. Neben einem etwas größeren Innenraum stellt die Ausstattung der Fahrzeuge mit einer großen seitlichen Schiebetür eine wesentliche Veränderung dar.

Die Fahrzeuge des Rettungsdienstes sind wegen ihrer beträchtlichen Fahrleistungen einem erhöhten Verschleiß und einer erhöhten Unfallgefahr ausgesetzt. Aus diesen Gründen, jedoch vor allem zur Verbesserung der passiven Sicherheit, entschied man sich ab 1989 für die Anschaffung von Fahrzeugen der Daimler Benz G Baureihe als Notarzteinsatzfahrzeuge. Neben der besseren Übersicht - besseres sehen und gesehen werden - ist auch die Möglichkeit, Einsatzstellen bei extremen Witterungsbedingungen und wenn
Geräteausstattung NEF



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nötig auch auf unbefestigtem Untergrund zu erreichen, ein weiterer Gesichtspunkt für die Anschaffung dieser Fahrzeuge.

Der medizinische Rettungsdienst erstreckt sich heute auf lebensrettende Maßnahmen bei lebensbedrohend verletzten, erkrankten oder vergifteten Personen (Notfallpatienten), auf die Herstellung der Transportfähigkeit und auf die Beförderung in ein geeignetes Krankenhaus, während der Krankentransportdienst sich auf die Beförderung von verletzten oder erkrankten Personen beschränkt, die keine Notfallpatienten sind. Zu diesem Zweck unterhält der Rettungs- und Krankentransportdienst der Stadt Aachen entsprechende Spezialfahrzeuge, die gemäß ihrem Verwendungszweck wie folgt unterschieden werden:

Notarzteinsatzfahrzeuge (NEF) dienen zum Transport des Notarztes und einer medizinischen Ausrüstung zur Unfall- oder Notfallstelle im sogenannten Rendezvous-System. Bei diesem System treffen sich Notarzt und Rettungswagen an der Einsatzstelle.

Die drei Notarzteinsatzfahrzeuge des Aachener Rettungsdienstes sind u.a. mit Beamtungsgerät, EKG-Defibrillator, Thermobox, Absauggerät, verschiedenen Notfallkoffern mit einer umfangreichen medikamentösen und medizintechnischen Ausstattung sowie einer Minimal-Austattung für den Ersteinsatz beladen.

Rettungswagen (RTW) sind mit ihrer medizinischen Ausstattung zur Herstellung und Aufrechterhaltung der Transportfähigkeit von Notfallpatienten vor und während der Beförderung bestimmt. Zu diesem Zweck werden neben einer Vielzahl von Notfallmedikamenten und Infusionen auch Gerätschaften zur Herstellung und Aufrechterhaltung der Vitalfunktionen mitgeführt. Zur Ausrüstung gehören u.a. EKG-Sichtgerät, Sauerstoffbehandlungsgerät, Absauggerät, Schaufeltrage und Vakuummatratze. Die 9 vom Rettungsdienst der Stadt Aachen eingesetzten Rettungswagen können im Bedarfsfall je 2 Personen liegend transportieren.
Rettungswagen RTW


Innenansicht RTW
Krankentransportwagen (KTW) sind grundsätzlich für die Beförderung von Nicht-Notfallpatienten bestimmt. Die Fahrzeuge sind zum Transport von einem liegenden und/oder einem sitzenden Patienten eingerichtet. Dazu verfügen die 9 Krankentransportwagen des Rettungsdienstes der Stadt Aachen über je eine auf einem Fahrgestell gelagerte Kranken-trage und einen mehrfach verstellbaren Tragestuhl. Selbstverständlich gehört auch eine kleine medizinische Ausrüstung zur Fahrzeugausstattung.
Krankentransportwagen KTW



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