125 Jahre Berufsfeuerwehr Aachen V122125
Im Februar 1946 wurden seitens der engl. Besatzungsmacht 11 Mann, darunter 2 Oberbrandmeister, die der Feuerwehr Stettin und Danzig angehört hatten, mit einem größeren Fahrzeugpark zugeteilt. So konnte am 1. April 1946 die Feuerwache ll Bendstraße wieder in Betrieb genommen und die im städt. Krankenhaus provisorisch untergebrachte Löschgruppe zurückgezogen werden. Von den ehemaligen stadteigenen Fahrzeugen konnten bis Mitte 1946 1 LF. 25, 1 L.F. 15, 1 S3, 1 DL 26 zurückgeführt werden. Eine weitere DL 26, die am 11.April 44 beim Luftangriff schwer beschädigt wurde und der Firma Magirus zur Instandsetzung übergeben worden war, wurde im August 1949 nach vollständiger Überholung wieder in Dienst genommen. Ende 1946 waren 7 Werkstätten eingerichtet. So konnten wieder Reparaturen und Wartungen an Fahrzeugen, Geräten und Ausrüstungen vorgenommen werden.

Alle drei Krankenwagen waren in der Evakuierung verlorengegangen. Als Ersatz wurden zuerst ein alter Phänomen-Krankenwagen zugewiesen, dem 1946 zwei Opel Krankenwagen folgten. Auch sollte ein privater Tempowagen als Krankenwagen benutzt werden. Anfang 1948 wurden 2 Mercedes Wagen 170V erworben und der Phänomen Wagen als Schrott verkauft. 1951 konnten nochmal 2 Mercedes Krankenwagen mit

Ausnahmegenehmigung bzgl. der Ausgehbeschränkung während eines Brandes für Oberbrandrat Jackels ausgestellt von der Besatzungsmacht


Lueg-Aufbau in Dienst gestellt werden, dafür wurde von den 1948 beschafften 170V Krankenwagen einer verkauft sowie ein Opel Krankenwagen außer Dienst gestellt. Mithin stehen jetzt 4 Krankenwagen, davon ein Wagen für lnfektionstransporte und ein Wagen als Unfallwagen, in Bereitschaft.

Schwerer als die Beschaffung eines ausreichenden Fahrzeug- parks war die Wiederherstellung der zu einem großen Teil beschädigten Gebäude der beiden Feuerwachen. Zuerst konnten aus Materialmangel nur die nötigsten Räume für die Unterbringung des Personals und der Löschfahrzeuge bewohnbar und die Dächer in etwa regendicht gemacht werden. Anschließend wurden dann zuerst in der Wache Vinzenzstraße und anschließend in der Wache Bendstraße ausreichende Räume für das Personal und die Verwaltung hergerichtet. Die Fahrzeughalle in der Feuerwache l wurde vollständig umgebaut und vergrößert, so daß sie auch modernen Ansprüchen genügt. Bis 1950 waren diese Arbeiten erledigt. Daneben wurden zusätzlich für die Unterstellung von Fahrzeugen noch Fahrzeughallen auf beiden Wachen für zusammen 11 Fahrzeuge errichtet. Fast alle Arbeiten einschließlich der Ausbau des Dachgeschosses in der Feuerwache I wurde durch eigenes Personal neben dem eigentlichen Feuerwehrdienst durchgeführt.

Ein weiteres Gebiet, auf welchem noch sehr wenig Fortschritte erzielt werden konnte, ist der Wiederaufbau der Nachrichtenmittel. der Feuertelegraphie-Anlage. lm Jahr 1943/44 waren die öffentlichen Feuermelder, soweit sie noch vorhanden waren, ausgebaut und nach Kettenis bei Eupen ausgelagert worden. Auch ein Teil der Apparaturen der Melderzentrale wurden dorthin verbracht. Da dieses Gebiet nach der Kapitulation wieder dem belgischen Staatsgebiet einverleibt wurde, unterlagen die Materialien der Beschlagnahme und wurden dem belgischen Sequesteramt unterstellt. Erst nach langen Verhandlungen war es im August 1950 ermöglicht worden, diese wieder nach Aachen zurückzuführen und der Wiederverwendung zur Verfügung zu stellen. Sobald die Mittel für den Ausbau der Außenanlagen zur Verfügung gestellt wurden, stehen demselben keine Hindernisse im Wege. Bis dahin konnte nur mündlich auf den Feuerwachen, Polizeidienststellen oder fernmündlich über die Fernsprechanschlüsse die Feuerwehr zur Hilfeleistung angefordert werden. Dieser Zustand ist aber auf die Dauer nicht halt-



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bar. Es wird immer, auch im günstigsten Falle, eine Verzöge- rung im Einsatz der Feuerlöschkräfte eintreten. Schon der Branddirektor Lochner hat im Jahre 1866 in einer Denkschrift an die Stadtverwaltung eine ausreichende Möglichkeit zur schnellen Benachrichtigung der Feuerwehr bei Ausbruch eines Brandes als grundlegend für einen schnellen Einsatz der Löschkräfte bezeichnet und die Errichtung des Feuertele- graphen gefordert.

Im Jahre 1950 trat eine nochmalige Änderung in der Leitung der Feuerwehr ein. Der Oberbrandrat Dipl. lng. Scholten, der von 1925 bis 1937 der Aachener Feuerwehr als Baurat angehört hatte und seit dieser Zeit Leiter der Feuerwehren Gelsenkirchen, Leipzig und Königsberg war, wurde im Oktober 1950 zum Leiter der Feuerwehr bestellt.

So sind denn 115 Jahre Geschichte des Aachener Feuerlöschwesen auf einen Blick vorbeigegangen. Die vorliegende Abhandlung will nicht den Anspruch erheben, alle Momente, die wert gewesen wären, festgehalten zu werden, erwähnt zu haben. Namentlich habe ich nur diejenigen Herren genannt, die als Leiter der Feuerwehr einen großen Einfluß auf die Geschicke und die Fortentwicklung gehabt haben. Es muß auch derer gedacht werden, die ihr Leben im Dienste der Mitmenschen geopfert haben.

Im Jahre 1884 oder 1886 ist ein Feuerwehrmann in der Paßstraße bei dem Brand einer Tapetenfabrik verbrannt.


Weiter verunglückten tödlich:

Der Feuerwehrmann Komm am 19.10.1892 beim Brande eines Lagers in der Zollanlage Lagerhausstraße.

Der Feuerwehrmann Laut am 29.10.1892 beim Brande des Holz- und Baumateriallagers Faensen, Süsterfeldstraße o.N. durch Starkstrom.

Der Feuerwehrmann Burgstein 1930 bei einer Dienstfahrt im Seffenterweg, wo das von ihm gelenkte Auto umstürzte.


In den beiden Weltkriegen mußten ihr Leben lassen:

1. Weltkrieg: Telegrafist Hirtz, die Feuerwehrmänner Henkel, Straaß, Crott, Vinken, Kratz, Kramb, Meurer, Weindorf, Zingel- mann, Weiß, Kuhlmann und Samariter Deckers.

2. Weltkrieg: Die Hauptwachtmeister der FschP. Köhler und Noppeney, Samariter Herzog, Wachtmeister Soquat.

Es ist eine Ehrenpflicht, diesen Kameraden, die in Ausübung ihres Berufes oder im Laufe des Kriegsgeschehen ihr Leben lassen mußten, ein treues Andenken zu bewahren.

Hier endet der Bericht von HBM Mohr.

Der nach dem Krieg begonnene Wiederaufbau der beiden Feuerwachen an der Vinzenzstraße und an der Bendstraße mit den dazugehörenden Werkstätten und Garagengebäuden konnte im Jahre 1955 abgeschlossen werden. Weil das Gebäude der Feuerwache l an der Vinzenzstraße (jetzt Karmanstraße) inmitten des Aufbaugebietes der Rheinisch-Westfälischen

Feuerwache Vinzenzstraße vor dem Krieg




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Technischen Hochschule (RWTH) lag, mußte man sich mit den Plänen für den Neubau einer Feuerwache in Aachen befassen. Nach umfangreichen Planungsarbeiten konnte der Baubeginn im Juni 1961 an der Stolberger Straße erfolgen. Am 5. Oktober 1964 wurde das neue Gebäude bezogen, und die bisherigen Wachen an der Vinzenzstraße und Bendstraße wurden aufgelöst.

Dem Bau der Feuerwache ging der Bau von 96 Dienstwohnungen - ebenfalls an der Stolberger Straße - im Jahre 1959 voraus, die im März 1960 von 66 Beamten der Feuerwehr bezogen wurden. Die unmittelbare Nähe der Dienstwohnungen zur Feuerwache ermöglicht es, daß bei Großeinsätzen schnell eine Einsatzreserve zur Verfügung steht. Die Alarmierung der Beamten erfolgt durch in den Dienstwohnungen installierte Alarmwecker.

Die Hauptfeuerwache - für 100 Mann gebaut - erweist sich sieben Jahre später, im Jubiläumsjahr 1971, als zu klein.

Der Fahrzeug- und Gerätebestand konnte im Laufe der Jahre weitaus den modernen Gesichtspunkten der Feuerlösch- technik angepaßt werden. Ging es in den ersten Jahren nach 1955 darum, den bestehenden Fahrzeugbestand (teilweise Vorkriegsmodelle) durch moderne Fahrzeuge zu ersetzen, so konnte im weiteren Verlauf die notwendige Aufstockung erfolgen. Besonders die immer größer werdenden Anforde- rungen an die Feuerwehren, die durch immer kompliziertere technische Hilfeleistungen und auch Brandeinsätze hervorgerufen werden, machten die Anschaffung von Sonderfahrzeugen und Geräten erforderlich. So konnte z.B. 1960 ein Rüstkranwagen (RKW) in Dienst gestellt werden, mit dem beim Bergen von Verletzten und Fahrzeugen wertvolle Hilfe geleistet werden kann. Die immer höher steigende Zahl der Ölunfälle und sonstigen Unfälle in Verbindung mit gefährlichen Stoffen machten die Anschaffung eines Ölalarmwagens (ÖAW) erforderlich. Der Wagen wurde 1967 in Dienst gestellt und mit zweckentsprechenden Werkzeugen und Geräten ausgerüstet. Die Anschaffung der ersten hydraulischen Drehleiter [DL 30) erfolgte 1960. Durch die Anschaffung einer 2. hydraulischen Drehleiter 1965 konnte eine bis dahin veralterte mechanische Drehleiter ausgemustert werden.

Eine Lücke konnte mit dem 1970 in Dienst gestellten Notarztwagen (NAW) geschlossen werden. Der Wagen ist mit den modernsten Geräten bestückt, die für die Erste Hilfe durch einen Notarzt erforderlich sind.

Konnte bisher ein Notarztdienst rund um die Uhr leider noch nicht gestellt werden, so ist doch mit der Aufnahme des Notarztdienstes an den Wochenenden ab 1973 ein erster Schritt getan worden.

Auch im Gerätewesen konnten im Laufe der Jahre notwendige Ersatzbeschaffungen getätigt und für die heutigen Erfordernisse zusätzlich moderne Spezialgeräte beschafft werden.

Feuerwache Vinzenzstraße (Innenhof) vor dem Krieg





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Infolge mehrerer Arbeitszeitverkürzungen und der Kommunalen Neugliederung mußte der Personalbestand erhöht werden.

Die Mitgliederzahl der Freiwilligen Feuerwehr belief sich bei der Neugründung 1967 auf 43 Personen. Nach der Kommunalen Neugliederung und der damit verbundenen Eingliederung der Freiwilligen Feuerwehren der ehemaligen Gemeinden in die Freiwillige Feuerwehr Aachen beläuft sich die Mitgliederstärke 1971 auf 312 Personen.

Um den hohen Anforderungen in allen Einsatzbereichen der Feuerwehr Rechnung zu tragen, wurde das Einsatzpersonal in zahlreichen Lehrgängen und Ausbildungsstunden auf allen Gebieten des feuerwehrtechnischen Dienstes und des Krankentransportwesens geschult.

Auf dem Gebiete der Einsatztätigkeit war in den letzten Jah- ren eine bedeutende Erhöhung zu verzeichnen. Lag die Gesamteinsatzzahl 1951 noch bei 6.600 (einschl. Krankentransporte), so waren es im Jahre 1971 schon 10.300 Gesamt- einsätze.

Ein umfangreiches Aufgabengebiet wurde der Berufsfeuerwehr im Rahmen der Brandverhütung auf Grund des § 26 des FSHG mit der "Verordnung über die Organisation und Durchführung der Brandschau" vom 6. April 1959 übertragen. Der Brandschau unterliegen Gebäude und Einrichtungen, die wegen ihrer Beschaffenheit, Verwendung oder Lage in erhöhtem Maße brand- oder explosionsgefährdet sind oder in welchen bei Ausbruch eines Brandes oder einer Explosion eine große Anzahl von Personen gefährdet sein würden. Dazu gehören insbesondere Theater, öffentliche Versammlungsräume, Hotels und Unterkünfte, Krankenhäuser, Gewerbebetriebe, Großgaragen u.a.

Neben der Feststellung von baulichen, betrieblichen oder sonstigen Mängeln muß auch darauf geachtet werden, ob eine von der bauaufsichtlichen Genehmigung abweichende Benutzung von baulichen Anlagen vorliegt, ob vorgeschriebene Brandabschnitte, Brandmauern, Sicherheitseinrichtungen, Ausgänge usw. vorhanden sind und sich in vorschriftsmäßigem Zustand befinden.

Im Jahre 1958 wurden die nur noch vorhandenen Reste der kombinierten Uhren- und Feuermeldeanlage nach dem Schleifensystem durch eine Neuanlage nach dem sogenannten "B"-System (über "besprochende" Fernsprechleitungen) ersetzt. Diese Anlage war bis 1975 mit ca. 41 öffentlichen und 99 Privatfeuermeldern in Betrieb. Da jedoch die Deutsche Bundespost seit Mitte der 60er Jahre neue Genehmigungen zum Betrieb dieses Feuermeldesystems nicht mehr erteilt, hat die Herstellerfirma die Fertigung dieses Anlagetyps eingestellt und lieferte seit 1970 auch keine Ersatzteile mehr. Auf eine notwendig gewordene Erweiterung dieser Feuermeldeanlage mußte somit verzichtet werden. Feuerwache Vinzenzstraße nach dem Krieg

Feuerwache Vinzenzstraße nach dem Krieg





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