125 Jahre Berufsfeuerwehr Aachen VI136138
Die Berufsfeuerwehr Aachen in den Jahren 1971 bis 1995 Am 1. Juni 1971 wird dem Brand-Assessor, Dipl.-Ing. Joachim Starke die Leitung der Berufsfeuerwehr Aachen übertragen.

Als herausragendes Ereignis zu Beginn dieses Zeitabschnittes ist das 100-jährige Bestehen der Berufsfeuerwehr im Jahre 1971 zu erwähnen, das am 30. Oktober gefeiert wurde. Aus diesem Anlaß wird von der Berufsfeuerwehr eine Dokumentationsschrift herausgegeben, die erstmalig versucht, eine lückenlose historische Darstellung über die Aachener Feuerwehr zu bringen. Gäste aus dem In- und Ausland werden zu diesem Fest eingeladen. Eine "Sternfahrt" aller Feuerwehren aus Nordrhein-Westfalen und dem benachbarten Ausland zum Zentrum der Stadt Aachen leitet das Programm ein, das mit feuerwehrtechnischen Vorführungen auf dem Katschhof eine bemerkenswerte Resonanz in der Bevölkerung erreicht.

Im Krönungssaal des Aachener Rathauses findet im würdigen Rahmen der Festakt statt. Die Festrede hierzu hält Monsignore Dr. Stefany. Rund 1000 Gäste sind anschließend auf der Hauptwache der Berufsfeuerwehr in der Stolberger Straße zum Festessen (Ochse am Spieß) geladen.

Im Großen Saal des Neuen Kurhauses klingt dieser Tag mit der Veranstaltung eines Feuerwehrballes aus. Der darauffolgende Sonntag bietet der Bevölkerung die Möglichkeit, die Feuerwache sowie eine feuerwehrhistorische Ausstellung zu besichtigen und einsatztechnische Vorführungen zu erleben.

Das Jahresende 1971 bringt für die Stadt Aachen und ihre Feuerwehr ein weiteres besonderes Ereignis, die “Kommunale Neugliederung”. Der Landtag von NRW hat am 2. Dezember 1971 das Aachen-Gesetz verabschiedet, das die Eingliederung der Gemeinden Brand, Eilendorf, Haaren, Kornelimünster, Laurensberg, Richterich, Verlautenheide und Walheim zur Folge hat.

26. März 1956
100 Jahr-Feier der Berufsfeuerwehr auf dem Katschhof




Historische Ausstellung aus Anlaß der 100 Jahr-Feier in der Wagenhalle der Feuerwache I


Für die Stadt Aachen bedeutet das eine wesentliche Vergrößerung des Stadtgebietes von 5,875 km² auf 16,290 km² und eine Erhöhung der Einwohnerzahl von 176.743 auf 239.000. Die Eingliederung der bisher selbständigen Feuerwehren der Gemeinden erfolgt als "Löschzug" in die Freiwillige Feuerwehr der Stadt Aachen.

Die Veränderung dieser Größenverhältnisse hat zwangsläufig die Neuorganisation im Brandschutzdienst zur Folge, um den gestiegenen Anforderungen gerecht zu werden.

Als günstige Lösung bietet sich aufgrund der geographischen Struktur des Stadtgebietes die Gliederung in drei Wachkreise der Berufsfeuerwehr an. Das bedeutet, daß die Konzeption der 50er Jahre, d.h. die Zentralisierung auf einer Wache überholt ist.

Um den Feuerschutz in den Stadtrandzonen sicherzustellen, ist es erforderlich, das Stadtgebiet "Nord" und "Süd" mit je einer Gruppenwache der Berufsfeuerwehr abzudecken, die in Verbindung mit den Löschzügen der Freiwilligen Feuerwehr tätig wird. Demzufolge wird am 1. Oktober 1975 die Gruppenwache "Süd" in Kornelimünster fertiggestellt und ihrer Bestimmung übergeben. Der Bau der Wache "Nord" (Seffent) wird im Jahre 1979 begonnen und im Juli 1982 ebenfalls übergeben.

Nach Durchführung der Kommunalen Neugliederung und Integration der Freiwilligen Feuerwehren in die Feuerwehr der Stadt Aachen entsteht ein besonderer Schwerpunkt. Die Zusammenarbeit der Berufsfeuerwehr mit der Freiwilligen Feuerwehr und die der Löschzüge der Freiwilligen Feuerwehr untereinander. Hierzu ist erforderlich, daß der Ausbildungsstand der Freiwilligen Feuerwehr verbessert und vor allem in allen Löschzügen gleichwertig wird.



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Die erfolgreiche Einrichtung einer Ausbildungsabteilung und einer Jugendfeuerwehr innerhalb der Freiwilligen Feuerwehr tragen ab 1972 zur Lösung dieser Aufgaben wesentlich bei. Als ein wichtiger Faktor dieser Gemeinschaftsaufgabe aber muß die Gründung des Stadtkreisverbandes e.V. der FF-Aachen gesehen werden, der sich den o.g. Problemen besonders widmet.

Dank der Unterstützung durch Verwaltung und Rat der Stadt gelingt es, in diesem Zeitraum die Unterbringung und Ausstattung der Freiwilligen Feuerwehr zu verbessern.

Als Leiter der Städtischen Feuerwehr stehen dem Amtsleiter zur Unterstützung der Beirat der Freiwilligen Feuerwehr, bestehend aus den Löschzugführern, dem Leiter der Ausbildungs- und Jugendfeuerwehr sowie ein Sachbearbeiter FF bei der Berufsfeuerwehr zur Verfügung.

Besondere Beachtung verdient das Rettungswesen in Aachen, da in den Jahren 1971-1989 hier eine sehr wirkungsvolle Neuorganisation vorgenommen wird, die sich auf die Durchführung der Unfall- und Notfalltransporte, die Krankentransporte, den Notarztdienst und insbesondere die Ausbildung des im Rettungsdienst eingesetzten Personals erstreckt.

So kann die Stadt Aachen heute einen Rettungsdienst vorweisen, der dem Rettungsgesetz NRW vom 26. November 1974 entsprechend vorbildlich organisiert ist und auch ausbildungsmäßig einen hohen Standard aufweist. Das bodengebundene Notarztsystem erweist sich als wirkungsvoll und wird medizinisch voll verantwortlich von der Abteilung "Anästhesie" der RWTH Aachen getragen. Nur in wenigen Fällen muß von dem Angebot des in Würselen stationierten Rettungshubschraubers der Bundeswehr Gebrauch gemacht werden.

Die Indienststellung einer neuen Generation von Feuerwehrfahrzeugen sowie zahlreicher neuer technischer Geräte kennzeichnet diesen Zeitabschnitt.

Bemerkenswert ist aber auch die technische Modernisierung der zur Feuerwehr gehörenden Werkstätten, die wesentlich dazu beitragen, daß die Feuerwehr in vielen Bereichen mit ihrem Potential an Handwerkern gute handwerkliche Arbeiten eigenständig durchführen kann, was zu einer bemerkenswerten Kostendämpfung beiträgt. Nur dadurch konnte die Hauptwache in der Stolberger Straße in vielen Bereichen den veränderten Situationen durch entsprechende Umbauarbeiten angepaßt werden. Auf allen Fachgebieten haben sich hier die Handwerker der Aachener Feuerwehr glänzend bewährt.

Die der Feuerwehr übertragenen gesetzlichen Aufgaben führten zwangsläufig zum technischen Ausbau und der Erweiterung der Feuerwehr- und Rettungsleitstelle. So konnte im Jahre 1980 auf die Beschaffung eines elektronischen Datenspeichers und eines Einsatzleitrechners hingewiesen werden, der für die Feuerwehr eine zukunftsweisende Einrichtung darstellt.

Der Leiter der Feuerwehr, Joachim Starke, stieß im Düsseldorfer Hauptarchiv auf die “Feuerlösch-Ordnung für den Stadtkreis Aachen”. Daraus ging einwandfrei hervor: Die Aachener Freiwillige Feuerwehr wurde 1836 gegründet.

Die Einweihung der Feuerwache Nord am 5. Juni 1982




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Die neue Dienstkleidung der Berufsfeuerwehr Aachen


Das Fest "150 Jahre Freiwillige Feuerwehr Aachen" begann mit einem Festakt am Samstag, dem 7. Juli 1986 mit Ansprachen von Innenminister Herbert Schnoor, vom Präsidenten des Deutschen Feuerwehrverbandes Hinrich Struve und des Staatssekretärs im Bundeskanzleramt Dr. Peter Lorenz. Raritäten aus alten Zeiten waren im ganzen Bereich von Dom und Rathaus zu sehen. Sonntags startete gegen 14 Uhr am Veltmanplatz der Festzug mit 40 Oldtimern, zahlreichen Fußgruppen mit Teilnehmern aus Belgien, Dänemark, Niederlande und Österreich, ein Dutzend Musikkapellen und einem Sortiment modernster Feuerwehrfahrzeuge. Insgesamt sah man im Festzug 1200 Marschierer. Weiter ging es dann rund um Dom und Rathaus, wobei auf dem Katschhof musikalische Leckerbissen dargeboten wurden.

Da ein echtes Feuerwerk in der Stadtmitte auf erhebliche Einwände stieß, wurde das Ende der Feier mit musikalischen Donnerschlägen verkündet. Anläßlich der Sitzung des "Ausschusses für Angelegenheiten der Feuerwehr und des Katastrophenschutzes" am 26. Mai 1989 wurde Joachim Starke, der die Feuerwehr seit dem 1. Juni 1971 leitete, mit vielen Ehrungen und einem großen Fest aus diesem Amt entlassen. Oberstadtdirektor Berger würdigte insbesondere seine Leistungen in der Zeit der Kommunalen Neugliederung und in besonderer Weise die Zusammenfassung der Freiwilligen Feuerwehr und der Berufsfeuerwehr zur Feuerwehr Aachen. Auch die vielen ehrenamtlichen Aufgaben des Branddirektors, die von ihm sehr intensiv wahrgenommen wurden, erwähnte er lobenswert. Zu seinen vielen Auszeichnungen, die er innerhalb seiner Amtszeit erhielt, fügte der Oberstadtdirektor noch eine weitere hinzu. Dem scheidenden Leiter der Aachener Feuerwehr überreichte er das Feuerwehrehrenzeichen in Silber.

Auch der Vorsitzende des Fachausschusses, Ratsherr Wilhelm Schröder, würdigte Joachim Starke als denjenigen, der für den heutigen Standard der Freiwilligen Feuerwehr Sorge getragen habe.

Zugleich wurde sein Nachfolger, Dr.-Ing. H.D. Nüßler, eingeführt. Sein Wunsch bei der Amtsübernahme: Pessimisten sollen nicht zu schwarz sehen und Optimisten keine Wunder erwarten, denn niemand wisse auf alle Fragen eine Antwort.

Vorbereitungen für das Jubiläumsjahr, Fototermin vor der Sparkasse Aachen




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