125 Jahre Berufsfeuerwehr Aachen X237242
Ein Rückblick in Stichworten
Aachen 1816 - 1865
Unsere Vorfahren hatten große Sorgen, als es darum ging, für ihre Vaterstadt Aachen das dringend notwendige Trink- und Gebrauchswasser zu beschaffen. Als Aachen nach den Befreiungskriegen, im Jahre 1816, ein Teil der Rheinprovinz wurde und somit zu Deutschland kam, zählte die Stadt kaum 32.000 Einwohner. Fünfzig Jahre später war die Bevölkerung bereits auf 62.500 Personen angewachsen. Gemeinsam mit der zu dieser Zeit noch eigenständigen Stadt Burtscheid, lebten im Jahre 1864 insgesamt 71.912 Bürger im grünumkränzten Tal der heißen Quellen. Der Wasserbedarf in den Haushalten hatte sich in dieser Zeit um das Doppelte vermehrt. Hinzu kam der vermehrte Wasserverbrauch für die bekannte Aachener Tuchindustrie, die Bierbrauereien, die Brennereien, Gerbereien sowie für die Dampfmaschinen der sonstigen Aachener Fabriken. Wasser wurde benötigt für das Besprengen der Straßen und Promenaden, das Ausspülen der Kanäle, das Versorgen der Springbrunnen und nicht zuletzt zur Sicherung eines bestimmten Wasservorrats für die Brandbekämpfung. Sorgenvoll werden sich die Stadtväter in den Jahren 1864/65 angesehen haben, als das Ergebnis ihrer Berechnung ergab, daß die erforderliche Wassermenge für Aachen und Burtscheid doppelt so hoch war, als der vorhandene Wasservorrat (Bachwasser, Wasserleitungen und Thermalwasser). Zur Verfügung stand also gerade mal die Hälfte des unbedingt Notwendigen. Schon zu dieser Zeit zeugen Dokumente von dem Bestreben der Feuerwehr, in kürzester Zeit eine ausreichende Menge von Löschwasser zur Verfügung zu haben. So besaß die Feuerwehr der Stadt Burtscheid genaue Kenntnisse über für die Feuerwehr geeignete Wasserbezugsstellen. Diese waren in einem kleinen Taschenbüchlein aufgeführt. Man kann sich heute vorstellen, daß die damaligen Feuer- und Spritzenmänner dieses Büchlein im Einsatz mit sich führten.

Die Wasserverhältnisse vor Errichtung des städtischen Wasserwerks
Mit der zunehmenden Ausdehnung der Stadt Aachen und der Stadt Burtscheid machte sich der Mangel eines durchaus einwandfreien Trink- und Wirtschaftswassers mehr und mehr empfindlich bemerkbar.

Der größte Teil des zu genuß- und hauswirtschaftlichen Zwecken benötigten Wassers wurde derzeit aus Brunnen entnommen. Diese Brunnen befanden sich in dem Trümmergestein, in Letten und in den Schichten des Aachener Sandes. Nur an einzelnen Punkten der Stadt konnte größere Tiefe erreicht werden.

Zu jener Zeit besaß Aachen und Burtscheid noch keine geregelte Kanalisation, welche die Abwässer der Häuser und die Fäkalien zuverlässig außerhalb des Stadtgebietes zu transportieren vermocht hätte. Die vorhandenen Kanäle lagen in nur geringer Tiefe unter der Erdoberfläche, hatten außerdem einen viel zu geringen Querschnitt, ungenügendes Gefälle und waren zudem nicht dicht. Ein Teil ihres Inhaltes mußte somit in den Untergrund gelangen und verseuchte diesen. Dazu kamen noch die vielen undichten Abortgruben in den Wohnhäusern. Aus diesen Gründen konnten die Brunnen kein gutes und gesundes Wasser liefern.

Da aber auch die Industrie noch mehr Wasser benötigte, aber die vorhandenen Bezugsquellen keine größeren Mengen liefern konnten, wurde die Schaffung einer zentralen Wasserversorgung nach dem Muster anderer größerer Städte in Angriff genommen. Diese Lösung tat um so mehr Not, als geradezu der Ruf Aachens als Badestadt auf die Dauer gefährdet schien.

Entwässerung der Stadt
Die Stadt Aachen ist ohne Zweifel eine derjenigen Städte, die als eine der ersten im Besitz einer Kanalisation war. Die verschiedenen Bäche, welche die Stadt durchflossen, boten eine außerordentlich bequeme Gelegenheit zur Ableitung des Schmutzwassers und von dieser Gelegenheit wurde ausgiebig Gebrauch gemacht. Die meisten Straßen waren seit undenklichen Zeiten mit Kanälen versehen, denen die Schmutzwässer einschließlich der Abortstoffe zugeführt und welche selbst ihre Vorflut in den erwähnten Bächen fanden. Häufig wurden auch gemeinschaftliche Kanäle mitten durch Häuserblöcke angelegt und auf dem kürzesten Wege dem nächsten Bach zugeleitet. In gleicher Weise wie mit den häuslichen Abwässern wurde auch mit den Abwässern der Fabriken verfahren.

So ist es nicht verwunderlich, daß in dem Wurmbache, welcher am östlichen, unteren Ende der Stadt die Vorflut für das ganze städtische Entwässerungsgebiet bildet, eine schwarze schlammige Masse abfloß, die einen massenhaften, in fauliger Zersetzung befindlichen und übelriechende Dünste erzeugenden Bodensatz hinterließ.



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Denkschrift der Aachener Bürger im Jahre 1886

Auch die sogenannte "gute alte Zeit" hatte ihre zwei Seiten, und besonders unsere Stadtväter des vorigen Jahrhunderts mußten manche Sorge mit sich herumtragen, als die Menschen in Kaiser Karls ehrwürdigen Stadt im Verlaufe von noch nicht ganz einhundert Jahren sich um mehr als das Dreifache vermehrten. Immer mehr Menschen hatten ihr Zuhause in der Stadt Aachen. Ein Gewerbegebiet nach dem anderen wurde geschaffen. Haus entstand neben Haus, Straße neben Straße, und bald waren sogar die Grenzen zwischen den vor wenigen Jahrzehnten räumlich noch gut erkennbar voneinander getrennten Schwesterstädten Aachen und Burtscheid völlig verwischt. Aber das, was die Menschen für ihren täglichen Lebensbedarf brauchten, was sie für ihr Gewerbe dringend benötigten, was für ihre Gesundheitspflege unentbehrlich war, war das Wasser. Es vermehrte sich nicht im gleichen Maße, wie sich die Bevölkerung vergrößerte, im Gegenteil, durch die erhöhte Ausbeutung, drohte das Wasser zu versiegen.

Unter diesen Gesichtspunkten verfaßten die Aachener Bürger eine Denkschrift mit folgendem Wortlaut:

"Wie in manchen Städten Mittel-Europas, wird auch in den Städten Aachen und Burtscheid über Mangel an gutem Wasser sowohl für den Hausgebrauch wie für die Industrie geklagt. Namentlich in der letzten Zeit, wo sehr trockene Sommer einander folgten, haben sich diese Klagen der Einwohner, verbunden mit Gesuchen, dem Übelstande durch Anlage einer Wasserleitung abzuhelfen, bei der Stadtverwaltung bedeutend gemehrt."

Man kann es heute gut nachfühlen, wenn man um jene Zeit inständig um Regen gebetet hat.

So begann man im Jahre 1871, dem Gründungsjahr der Berufsfeuerwehr, mit dem Bau der ersten Wassergewinnungsanlage.

Der Eicher Stollen!
Das war der Beginn für ein Bauwerk, das niemand sieht, da es tief in der Erde liegt. Wer denkt schon darüber nach, woher das Wasser kommt, wenn man den Wasserhahn aufdreht oder aber wenn die Feuerwehr den Brand mit Wasser löscht. Was die Chronik der Wasserversorgung in Aachen berichtet, sei hier chronologisch aufgeführt:

1871
Baubeginn des Eicher Stollen

1878
"In Gegenwart des größten Theils der Wasserleitungskommission wurde das erste Rohr dem Schoß der Erde übergeben". Mit diesen Worten ist der Beginn der Rohrverlegungen am 3. Oktober 1878 im städtischen Verwaltungsbericht festgehalten worden. Der feierliche Akt fand an der Gemeindegrenze nach Forst, an der Bever statt. Damals dachte man bereits über die langsam eng werdenden Stadtgrenzen hinaus. Ausdrücklich vermerkt wird nämlich: "...wie denn auch die Möglichkeit eines Anschlusses der Stadt Burtscheid nicht außer Acht gelassen ist."

Tatsächlich sollte ein Streit der Schwesterstädte gerade um die Benutzung der neuen Wasserleitung im Jahre 1897 zur Vereinigung von Aachen und Burtscheid führen.

Bei der großen Wichtigkeit, welche die vorzüglichste Sorgfalt bei der Verlegung des Rohrnetzes besitzt, erschien es im Interesse der Stadt, die Vergebung der Rohrverlegung nicht an den Mindestfordernden zu ertheilen, sondern an denjenigen, der bei mäßigen Preisen der Stadt die voraussichtlich größte Garantie zu bieten im Stande ist. Es wurden daher von der "Rheinischen Wasserwerks-Gesellschaft" aus den 14 Submittenden zwei Firmen herausgesucht."

Den Auftrag bekam die Berliner Firma Hermann und Mannes, die bereits in den Städten Berlin, Elberfeld und Straßburg Wasserversorgungsnetze gebaut hatte.
1880

Endlich nach neunjähriger Bauzeit wurde am 9. Juni 1880 die erste Wassergewinnungsanlage der Stadt Aachen, der "Eicher Stollen", sowie der Behälter "Schönforst" und ein Transport- und Versorgungsnetz von ca. 55 km in Betrieb genommen. Damit erhielt Aachen eine zentrale Trinkwasserversorgung. Erster Wasserwerksdirektor wurde der Markscheider Gustav Adolf Siedamgrotzky.

Der "Eicher Stollen" ist 2700 m lang, davon sind 2317,9 m wasserführend. Das aus dem "Eicher Stollen" gewonnene Wasser gelangt zunächst durch eine Gußleitung von 500 mm Durchmesser und ca. 1800 m Länge zu einem Sammelreservoir mit ca. 5000 m3 Inhalt (Behälter "Schönforst"). Zur Vermeidung von Temperaturschwankungen wurde der Wasserbehälter in Mauerwerk ausgeführt und das überwölbte Reservoir mit Erde bedeckt. An das Reservoir schließen sich die Hauptleitungen von 500 und 300 mm Durchmesser an, durch die das Wasser zur Stadt gelangt.



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Das Rohrnetz, welches sämtliche Straßen der Stadt durchzieht und entsprechend der fortschreitenden Bebauung fortwährend ausgedehnt wird, besteht aus Leitungen von 50 bis zu 500 mm Durchmesser. In den Leitungen wurden Absperrschieber zur Ermöglichung der Absperrung einzelner Rohrabschnitte eingebaut. Zu Feuerlöschzwecken wurde eine große Zahl von Hydranten eingelassen. Die Abstände zwischen den Hydranten betragen ca. 80 m. Was eine solche Wasserleitung für den Feuerschutz bedeutete, zeigt der folgende Bericht der Aachener Berufsfeuerwehr:

Abschrift des Tätigkeitsberichts der Feuerwehr der Stadt Aachen im Jahre 1880
Großfeuer Franzstraße 14, am 13.5.1880
"Außer dem Großfeuer in der Franzstraße 14, am 13. Mai, waren die Brände des vergangenen Jahres nicht von besonderer Bedeutung; es gelang der Feuerwehr in den allermeisten Fällen, das Feuer auf seinen Herd zu beschränken. Das Großfeuer entstand in einem hohen, nach alter Manier in schweren Hölzern konstruierten Dachstuhl von bedeutender Ausdehnung, welcher außer einer Schreinerei, noch einen großen Holzvorrath enthielt und sonach dem Feuer äußerst reichliche Nahrung bot. Der Dachstuhl nebst Inhalt und ein Theil der unter ihm liegenden Etage wurden zerstört. Die ganze Feuerwehr war 3 Stunden in angestrengter Thätigkeit und eine starke Brandwache in 2 Ablösungen noch 13 Stunden mit den Aufräumungsarbeiten beschäftigt. Außer 2 großen Spritzen, 2 Kübelspritzen und 3 Wasserzubringern wurden beim Angriff des Feuers mit durchschlagendstem Erfolge noch 2 Hydranten der städtischen Wasserleitung mit je 2 Strahlrohren benutzt. Als diese in Thätigkeit kamen, konnte die Arbeit der bis dahin in Funktion gewesenen Spritzen und Zubringer eingestellt werden. Es war das erste Mal, daß die Feuerwehr Gelegenheit hatte, sich der Wasserleitung zu bedienen und deren vortreffliche Wirkung zu Feuerlöschzwecken, insbesondere bei einem so gefährlichen Brande, kennen zu lernen."

1884
Mit dem Bau der Wassergewinnungsanlage "Brandenburg" wird begonnen. Fertigstellung 1888, Verlängerung der Querschläge 1891.

1885
Der Erdbehälter "Hitfeld", 2000 m3, wird fertiggestellt.

1890
Die Stadtvertretung beschließt eine neue Gesamtkanalisation. Nach Abschluß der Bauarbeiten muß das Wasserwerk mit einer erheblichen Steigerung der Wasserabnahme rechnen.

1897
Der Behälter "Hitfeld" wird in Betrieb genommen und das Versorgungsgebiet in Unter- und Oberzone unterteilt.

1900
Für das zu Ende gehende 19. Jahrhundert war die städtische Wasserleitung im Zuge einer werdenden Großstadt ein "gigantisches technisches Problem", dem unsere Väter tatkräftig zu Leibe gingen. Der erste Wasserleitungshahn im Hause bedeutete das nahe Ende der bisherigen sieben öffentlichen Wasserleitungen (Markt, Krämerstraße, Kreuzstraße, Bergstraße, Paßstraße und Seilgraben sowie der alten Burtscheider Wasserleitung), einige kleine Privatleitungen, 34 öffentlichen und 2566 privaten Pumpbrunnen.

Die Feuerwehr war von dieser Wasserleitung begeistert. Sie muß zwar ihre Einsatztaktik umstellen und neue, passende Geräte und Fahrzeuge anschaffen, doch sie erzielte nun bedeutend bessere Erfolge.

Aus einem Bericht der Aachener Berufsfeuerwehr
"Der erste Angriff erfolgt, je nach der Größe des Feuers, mit Wasser aus der städtischen Wasserleitung, in der das Wasser stellenweise unter einem Druck bis zu 6 Atmosphären steht, oder mit kleinen Handdruckspritzen unter Entnahme des Wassers aus Hauswasserleitungen. Das Mitführen von großen Abprotz-, Saug- und Druckspritzen ist nur bei auswärtigen Bränden erforderlich, da der Wasserdruck durch Herstellung einer zweiten Wasserleitung aus einem höher gelegenen Bassin (Oberzone) selbst in den höchstgelegenen Stadtteilen noch 4 Atmosphären beträgt.

Zum Löschen der Brände stehen der Feuerwehr 761 Unterflurhydranten, (System L. Strube, Buckau-Magdeburg) zur Verfügung, außerdem die in den Straßen, öffentlichen Plätzen der Stadt und auf den Privatgrundstücken vorhandenen Brand-pfuhle, von denen die ergiebigsten zum Anlegen der Dampfspritzen bestimmt sind. Um das Einfrieren der Hydranten bzw. das Eindringen von Tagewasser in die Gehäuse zu verhindern, sind hierorts die Ränder der Kappendeckel mit einem besonders präparierten Fett überstrichen. Zum Auftauen von Hydranten benutzt man die auf den Fahrzeugen mitgeführten kupfernen, mit heißem Salzwasser gefüllten Behälter.



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1903
Am 1. April 1903 stehen der Feuerwehr 890 Unterflurhydranten zu Feuerlöschzwecken zur Verfügung.

1905
Der erste Spatenstich für den Neubau des Pumpwerkes "Schmithof" wird ausgeführt.

1908
Die Wassergewinnungsanlage "Schmithof" wurde fertiggestellt. Der Bau der beiden Wald-Behälter "Kronprinzenrast" und "Düsbergkopf" (Beginn 1906) mit den dazugehörenden Pumpwerken "Grundhaus" und "Grindel" beginnt. Die Wasserversorgung in den Waldgebieten wurde eingerichtet. Versorgt wurden die Behälter durch die jeweiligen Pumpstationen. Aus den Behältern lief das Wasser mit eigenem Gefälle in das Versorgungsgebiet.

1918
Der akute Mangel an Kohlen im letzten Kriegsjahr erschwert die Wasserförderung.

1919
Erste Verhandlungen mit der Waffenstillstandskommission, die Siegermächte erheben Anspruch auf das Gebiet, auf welchem die Wassergewinnungsanlagen "Brandenburg" und "Schmithof" liegen. Der Erhalt dieses Gebietes in deutschem Besitz konnte nach langen Verhandlungen erreicht werden, dagegen wird eine nötige Vertiefung des Schachtes Brandenburg untersagt und dieses Verbot in den Versailler Vertrag aufgenommen.

1921
Bau der Wassergewinnungsanlage "Büsbacher Berg". Verlegung einer Transportrohrleitung (DN 400) von Stolberg über Buschmühle nach Gottessegen und Bau einer Leitung (DN 300) Haaren/Jülicher Straße/Hansemannplatz. Von der Stolberger Wasserwerks-Gesellschaft wird zusätzlich Wasser geliefert. Der 1. Vertrag mit der Stolberger Wasserwerks-Gesellschaft über 2,5 Millionen m3/Jahr wird geschlossen. Auch mit dem Wasserwerk des Landkreises Aachen wird der 1. Vertrag über 0,8 Mio. m3/Jahr abgeschlossen.

1923
Zu Bewachungsaufgaben und zur Abwehr des Separatistenputsches stellt auch das Wasserwerk Kräfte bereit.

1924/25
Bohrungen und Pumpversuche im "Reichswald" (Schwarzenbruch) werden wegen fehlender Mittel wieder abgebrochen.

1928
Bau einer 400-er Transportleitung über Hitfeld / Raerener Straße / Steinebrück / Lütticher Straße / Schanz.

1929
Ein weiterer Vertrag mit der Stolberger Wasserwerks-Gesellschaft auf Lieferung von allem Überschußwasser, wird auf die Dauer von 30 Jahre geschlossen. Die Stadt Aachen verpflichtet sich, täglich 6000 m3 Wasser abzunehmen. Übernahme der Wassergewinnungsanlage Rothe Erde von der Hüttengesellschaft.

1930/31
Der Erdbehälter "Lousberg" (7.500 m3) wird fertiggestellt. Der Bau einer Transportrohrleitung (DN 400/500) von ?Gottes-segen? nach Haaren wird begonnen.

1931
Inbetriebnahme des Unterzonenbehälters "Lousberg"

1939
Kriegsausbruch am 1. September (2. Weltkrieg). Der zivile Luftschutz wird aufgerufen. Zisternen und Löschteiche werden im Stadtgebiet angelegt.

1939 - 1944
Im Jahre 1940 begannen die Luftangriffe auf die Stadt Aachen. Je länger der Krieg andauerte, umso mehr steigerten sich die Bombenangriffe. Zerstört wurden nicht nur Wohn- und Geschäftshäuser, Kirchen, Schulen und Industriebetriebe, sondern auch die Versorgungsleitungen (Gas, Wasser und Elektrizität). Ausgerechnet Wasser, welches die Feuerwehr so dringend zur Brandbekämpfung benötigte, war nach einem Luftangriff nicht vorhanden. Das technische Personal des Wasserwerkes, soweit es sich noch nicht im Kriegseinsatz befand, unternahm alles menschenmögliche, um die Rohrleitungen zu flicken. Doch oft war alles umsonst. Leitungen, die man gerade wieder hergestellt hatte, fielen in der nächsten Nacht dem nächsten Luftangriff zum Opfer.

1944
Die Werksangehörigen des Wasserwerkes werden durch die angeordnete Evakuierung im September im ganzen Land verschlagen. Beim Verlassen der Stadt werden die Versorgungsleitungen aus dem "Eicher Stollen" sowie der Zufluß vom Wasserwerk des Landkreises und der Stolberger Wasserwerks-Gesellschaft nicht gesperrt, um die Wasserversorgung für die Restbevölkerung aufrecht zu erhalten. An den Rohrleitungen sind im Laufe der schweren Kampfhandlungen erhebliche



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Schäden entstanden. Die Wassergewinnungsanlage "Brandenburg" und "Schmithof" werden durch den Wasseranstieg in den Schächten in Mitleidenschaft gezogen.

1945
Die Gewinnungsanlagen "Brandenburg" und "Schmithof" sind ab dem 22. Januar wieder betriebsbereit. Das Pumpwerk "Rothe Erde" wird Ende Juni wieder in Betrieb genommen. Der Wasserbedarf im Jahr 1945 ist außerordentlich hoch. Er liegt bei täglich über 15.000 m3. Hiervon sind, bedingt durch defekte Rohrleitungen, etwa 60% Verluste. Weite Teile des Rohrnetzes sind wegen ihrer Schäden außer Betrieb gesetzt. Die betroffenen Stadtteile werden mittels oberirdisch verlegter Notleitungen (insgesamt 23 km) aus Zapfstellen versorgt. Mit der Reparatur der beschädigten Leitungen wird unverzüglich begonnen.

1946
20.350 m3 beträgt die mittlere Wasserabgabe pro Tag im Oktober. Es wird immer noch mit einem Verlust von 46% gerechnet. Ende des Jahres ist das gesamte Rohrnetz, ausgenommen der Ortsteil "Hüls" (Rothe Erde), wieder in Betrieb. Im Laufe des Jahres werden 569 Rohrnetzschäden und 1699 Schäden an Hausanschlüssen beseitigt.

1947
Weitere 344 Rohrnetz- und 2.070 Anschlußschäden werden behoben. Eine Transportrohrleitung (DN 400) von Haaren zum Behälter "Lousberg" wird gebaut.

1948/49
Die Schadenbeseitigung wird fortgesetzt.

1950
Ein neuer Vertrag mit der Stolberger Wasserwerks-Gesellschaft über die Lieferung von 3,6 Millionen m3 pro Jahr wird abgeschlossen. Eine Transportleitung (DN 500) von Maria Schacht (Stolberger Wasserwerks-Gesellschaft) zum Behälter "Hitfeld" wird gebaut.

1951
Der zweite Behälter Hitfeld geht in Betrieb (Baubeginn 1950). Der Querschlag in "Schmithof" wird erweitert und die Förderanlage modernisiert. In Hitfeld nimmt man ein Zwischenpumpwerk zur direkten Einspeisung in die Waldzone in Betrieb.

1952
Die Fördereinrichtung der Wassergewinnungsanlage "Brandenburg" wird von Dampf auf elektrischen Betrieb umgestellt. Der zweite Erdbehälter "Hitfeld" (4.000 m3) wird fertiggestellt.

1954
Zur Verhinderung einer drohenden Wasserknappheit wird in einem Steinbruch in Walheim-Friesenrath ein provisorisches Pumpwerk in Betrieb genommen. Hierzu wird eine Rohrleitung (DN 300 mm) von "Friesenrath" bis "Schmithof" gebaut.

1955
Der Wasserverband Aachen wird am 21. März gegründet. Baubeginn der Pumpenanlage für den Unterzonenbehälter "Lousberg". Die Rurtalsperre wird aufgestockt. Die Stadt Aachen beteiligt sich an den Baukosten der Oleftalsperre.

1957
Der Turmbehälter "Lousberg" wird in Betrieb genommen (Baubeginn 1955). Dieser Behälter verbessert die Wasserlieferung für die stark expandierenden Stadtteile "Hörn" und "Königshügel". Bau einer Transportrohrleitung (DN 600) von Monschauer Straße/Grüne Eiche bis II. Rote Haag-Weg/Pommerotterweg.

1958
Fortsetzung der 1957 verlegten Transportrohrleitung (DN 600) von "Grüne Eiche" bis "Schmithof". Eine Druckreduzierstation in "Schmithof" wird in Betrieb genommen.

1959
Die Wasserversorgung für die auf belgischem Hoheitsgebiet liegenden Ortsteile "Bildchen" und "Altenberg" (heute "Kelmis") wird übernommen. Fortsetzung der 1958 verlegten Transportrohrleitung (DN 600) vom II. Rote Haag-Weg bis Lütticher Straße.

1962
Erstellung und Inbetriebnahme einer unterirdischen Wasserdruckreduzierstation in der Lütticher Straße. Eine Transportleitung (DN 400) wird von der Lütticher Straße zum Unterzonenbehälter "Lousberg" verlegt. Somit wird erstmals die Möglichkeit geschaffen, Talsperrenwasser in den Unterzonenbehälter "Lousberg" einzuspeisen.

1963
Verlängerung der Eifelleitung von der Lütticher Straße bis zur Vaalser Straße (DN 400).



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1965
Fertigstellung des Wasserwerks Katharinenstraße (Baubeginn 1960).

1966
Im Wasserwerk "Brandenburg" wird die in Reserve befindliche Dampfkolbenpumpe stillgelegt und die Dampfkesselanlage demontiert.

1967
Die Stadtwerke Aachen (Elektrizitäts-, Gas- und Wasserwerk), bislang als Eigenbetrieb geführt, wird eine Aktiengesellschaft und trägt den Namen STAWAG. (Stadtwerke Aachen AG). Eine Transportrohrleitung wird von der Vaalser Straße zum Aufschließungsgebiet "Melaten" (DN 400) verlegt.

1968
Das Wasserwerk "Eicher Stollen" geht mit einer neuen Aufbereitungsanlage (Ozon-Filteranlage) in Betrieb (Baubeginn 1967). Bau einer Transportrohrleitung (DN 300) zur Aufschließung des Siedlungsbereiches "Driescher Hof".

1970
Der Behälter "Kronprinzenrast" wird durch Inbetriebnahme einer zweiten Kammer (300 Kubikmeter) vergrößert (Baubeginn 1969). Die Wasserlieferung für den Bereich "Bildchen" wird dadurch verbessert.

1971
Baubeginn eines neuen Behälters auf dem Düsbergkopf.

1972
Der neue Behälter "Düsbergkopf" (9000 m3) geht in Betrieb. Der alte Behälter (200 m3) wird abgerissen, das Zwischenpumpwerk "Grindel" demontiert.

1973
Der Wasserlieferungsvertrag zwischen der Stolberger Wasserwerks-Gesellschaft (AG) und der STAWAG wird im gegenseitigen Einvernehmen aufgelöst.

1974
Fertigstellung und Inbetriebnahme des Wasserwerks "Reichswald" (Baubeginn 1972). Einbindung des Werkes in das Transportsystem durch Verlegung einer Transportleitung (DN 500).

1976
Eine außerordentliche Hitzeperiode (Juni/Juli) führt zu den bisher höchsten Tagesabgaben seit Bestehen des Wasserwerkes. Die Wasserabgabe am 5. Juli 1976 beträgt 79.770 Kubikmeter.

1977
Verlegung einer Transportrohrleitung (DN 700) vom Behälter "Düsbergkopf" Richtung Schmithof als zusätzliche Transportschiene für das Talsperrenwasser. Baubeginn der Wehebachtalsperre durch den Talsperrenverband Eifel-Rur. Die STAWAG als Mitglied beteiligt sich mit 18% an den Baukosten. Hierfür stehen ihr nach Fertigstellung der Talsperre jährlich 2,7 Millionen Kubikmeter Wasser zusätzlich zur Verfügung. Zuschaltung des Wasserwerks zur neuen Zentralwarte (Baubeginn 1973). Alle Versorgungseinrichtungen des Wasserwerks werden von hier ferngesteuert und fernüberwacht. Im Wasserwerk "Schmithof" wird die Chlorungsanlage durch eine Ozon-Entkeimungsanlage mit nachgeschaltetem Zweistufenfilter ersetzt.

1978
Fortsetzung des neuen Leitungszuges (DN 700) vom Behälter "Düsbergkopf" nach "Schmithof" (2. Bauabschnitt).

1979
Fertigstellung der Leitung DN 700 vom Behälter "Düsbergkopf" zur Druckreduzierstation "Schmithof".

Die Entwicklung blieb auch in den nächsten Jahren nicht stehen. So trinken die Aachener heute schon Wasser aus der Wehetalsperre, deren Bau im Jahre 1977 begonnen wurde. Der Hochbehälter auf dem Wasserturm Lousberg wurde nicht mehr gebraucht. Er ging in privaten Besitz über und wird wohl bald Wohnungen und Büros in sich tragen. Neue Stadtteile entstanden und wurden an das Wasserrohrnetz angeschlossen. Vieles hat sich geändert, doch eines ist in den 125 vergangenen Jahren geblieben: Die Feuerwehr konnte sich immer auf das Aachener Wasserwerk verlassen. Wurde zur Bekämpfung eines Schadenfeuers Wasser benötigt - es war vorhanden!



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