Anzeige aus der Aachener Zeitung vom 28.10.1888
Bei der städtischen Feuerwehr sind mehrere Stellen frei, und zwar sowohl bei der Tageswache, wie bei der Reserve. Zu beiden können nur Personen genommen werden, die vollständig unbescholten, körperlich rüstig, gewandt sind und in der Armee gedient haben. Sie müssen in der Feuerwehrkaserne wohnen.
Die Leute der Tageswache müssen ferner auch ihr Handwerk in der Kaserne betreiben; es wird ihnen dazu geheizte und erleuchtete Arbeitsstelle gegeben. Sie haben neben freier Wohnung und Dienstkleidung einen festen jährlichen Bezug von 120 Mark. AuÃerdem wird jeder Dienst beim Feuer und bei Uebungen bezahlt. Schreiner, Holz- und Metalldrechsler, Schuhmacher, Klempner und dergleichen Handwerker ist somit Gelegenheit zu gutem Nebenverdienst gegeben.
Die zur Reserve der Feuerwehr gehörigen Leute können sich auÃerhalb der Kaserne beschäftigen und werden nur bei GroÃfeuer und Nachtbränden, sowie zu Uebungen und Wachen auÃer ihrer Arbeitszeit herangezogen. Für jeden Dienst in der Feuerwehr erhalten sie Bezahlung. Bauhandwerkern, Dachdeckern, Schornsteinfegern wird hier der Vorzug gegeben.
Meldungen unter Vorlage von Militär- und anderen Zeugnissen, werden entgegen genommen auf dem Direktions-Bureau in der Feuerwehrkaserne lll, Oligsbend.
Der Brand-Direktor
Hildebrandt
Eigenschaften eines Feuerwehrmannes
Das erste und allerdings vielumfassende Erfordernis eines Feuerwehrmannes ist Kaltblütigkeit, Muth, Kraft, Gewandheit und Ausdauer. Was die drei letzten Eigenschaften betrifft, so finden sich dieselben am meisten bei Leuten von untersetztem Körperbau, welche daher auch als am geeignetsten zu diesem Dienste erscheinen.
Der Feuerwehrmann darf weder dem Trunke ergeben sein, noch darf an seiner Ehrlichkeit der geringste Flecken haften; vielmehr muà dieser jede Probe bestehen. Mit einem Worte: die Glieder einer Feuerwehr müssen Leute sein, denen man ohne Zögern Leben und Eigenthum anvertraut, weil sie dieses Vertrauen im vollsten MaÃe verdienen.
Wie die Ehre die Grundlage einer guten Armee ist, so muà sie es auch bei einer Feuerwehr sein. Deshalb sei es die stete Aufgabe ihrer Führer, das Ehrgefühl ihrer Leute zu beleben und auf jede Weise zu stärken.
Wenn wir an die Spitze der Eigenschaften eines Feuerwehrmannes Kaltblütigkeit, Besonnenheit, Muth, Kraft und Nüch-
Bei der städtischen Feuerwehr sind mehrere Stellen frei, und zwar sowohl bei der Tageswache, wie bei der Reserve. Zu beiden können nur Personen genommen werden, die vollständig unbescholten, körperlich rüstig, gewandt sind und in der Armee gedient haben. Sie müssen in der Feuerwehrkaserne wohnen.
Die Leute der Tageswache müssen ferner auch ihr Handwerk in der Kaserne betreiben; es wird ihnen dazu geheizte und erleuchtete Arbeitsstelle gegeben. Sie haben neben freier Wohnung und Dienstkleidung einen festen jährlichen Bezug von 120 Mark. AuÃerdem wird jeder Dienst beim Feuer und bei Uebungen bezahlt. Schreiner, Holz- und Metalldrechsler, Schuhmacher, Klempner und dergleichen Handwerker ist somit Gelegenheit zu gutem Nebenverdienst gegeben.
Die zur Reserve der Feuerwehr gehörigen Leute können sich auÃerhalb der Kaserne beschäftigen und werden nur bei GroÃfeuer und Nachtbränden, sowie zu Uebungen und Wachen auÃer ihrer Arbeitszeit herangezogen. Für jeden Dienst in der Feuerwehr erhalten sie Bezahlung. Bauhandwerkern, Dachdeckern, Schornsteinfegern wird hier der Vorzug gegeben.
Meldungen unter Vorlage von Militär- und anderen Zeugnissen, werden entgegen genommen auf dem Direktions-Bureau in der Feuerwehrkaserne lll, Oligsbend.
Der Brand-Direktor
Hildebrandt
Eigenschaften eines Feuerwehrmannes
Das erste und allerdings vielumfassende Erfordernis eines Feuerwehrmannes ist Kaltblütigkeit, Muth, Kraft, Gewandheit und Ausdauer. Was die drei letzten Eigenschaften betrifft, so finden sich dieselben am meisten bei Leuten von untersetztem Körperbau, welche daher auch als am geeignetsten zu diesem Dienste erscheinen.
Der Feuerwehrmann darf weder dem Trunke ergeben sein, noch darf an seiner Ehrlichkeit der geringste Flecken haften; vielmehr muà dieser jede Probe bestehen. Mit einem Worte: die Glieder einer Feuerwehr müssen Leute sein, denen man ohne Zögern Leben und Eigenthum anvertraut, weil sie dieses Vertrauen im vollsten MaÃe verdienen.
Wie die Ehre die Grundlage einer guten Armee ist, so muà sie es auch bei einer Feuerwehr sein. Deshalb sei es die stete Aufgabe ihrer Führer, das Ehrgefühl ihrer Leute zu beleben und auf jede Weise zu stärken.
Wenn wir an die Spitze der Eigenschaften eines Feuerwehrmannes Kaltblütigkeit, Besonnenheit, Muth, Kraft und Nüch-
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ternheit setzen, so wird damit jeder übereinstimmen, der die Functionen eines solchen kennt. Wo gäbe es Verrichtungen, die des Kriegers selbst nicht ausgenommen, zu denen die erwähnten Qualitäten in höherem MaÃe Erfordernis wären?
Der Feuerwehrmann darf keinen Augenblick zögern, sein eigenes Leben auf´s Spiel zu setzen, um das seiner Nebenmenschen und die Habe derselben zu retten, und er muà dies thuen ohne jene Aussicht auf Ruhm und Belohnung, welche den Krieger zu kühnen Taten anspornt. Der Feuerwehrmann muà also die Tugenden des Soldaten mit denen des Bürgers verbinden, sein Character also ein fleckenloser sein.
Leute, welche diesen hohen Anforderungen nicht entsprechen, die nicht in hohem Grade Aufopferungsfähigkeit und Selbstverleugnung besitzen, mögen daher von jenem Corps ferne bleiben; und wenn solche dennoch demselben sich angeschlossen, so müssen sie daraus entfernt werden, da sie durch Strafen jene Eigenschaften sicher nimmer erhalten.
Ein guter Pompier muà ferner nicht allein mit seinen Maschinen und Werkzeugen umzugehen und die Manöver mitzumachen verstehen; er muà Grund und Ursache wissen, warum die Maschinen die wahrgenommenen Wirkungen hervorbringen, woher diese und jene Erscheinungen kommen, und muà Einsicht haben in die Nothwendigkeit des vorgeschriebenen Verfahrens und der hauptsächlichen Anforderungen, die das Corps an ihn, wie an jeden seiner Cameraden stellt. Eben darum ist es nöthig, daà der Mannschaft neben dem praktischen Unterrichte auch theoretischer ertheilt werde.
Was die Führer betrifft, so müssen dies Leute sein, welche die erwähnten Eigenschaften, namentlich Ruhe, Besonnenheit, Erfahrung und daraus hervorgehenden schnellen Ãberblick in besonderem Grade besitzen; die sich der wichtigen Sache mit aller Liebe und Aufopferung hingeben und das ganze Wesen derselben nach allen Richtungen zu erforschen streben. Denn nur aus gründlicher Kenntnis eines Zweiges menschlicher Thätigkeit geht jene Sicherheit und Leichtigkeit hervor, welche dem in Stellung, Kenntnissen Untergeordneten imponirt, weil sie mit der Kraft der Ãberzeugung wirkt. In Allem was man von einem tüchtigen Feuerwehrmann fordert, müssen sie sogleich Muster und Lehrer sein; ihre Fertigkeit, wie ihr Muth und ihre Aufopferungswilligkeit müssen den Anderen als Beispiel vorleuchten und dieselben zur Nachahmung spornen. Nur so werden sie das Vertrauen der Mannschaft verdienen und darum auch sicher erlangen; jeder Einzelne des Corps wird unbekümmert und willig ihren Befehlen Folge leisten, und die erste Pflicht des Feuerwehrmannes, jene Pflicht, ohne welche das Corps den Boden seines Bestehen verliert, der Gehorsam nämlich, wird aus einer Pflicht eigener innerer Drang werden und als ein Ausfluà des eigenen Willens erscheinen.
Gleiches Vertrauen muà sich das Corps bei seinen Mitbürgern zu erwerben suchen, und darin jeder Führer den ihm Untergebenen vorangehen.
Die Ankunft auf einer Brandstätte muà für die Betroffenen Trost und Ermuthigung sein. Freudig müssen sie das Leben und Eigenthum der Sorge jener anvertrauen.
Kein Vertrauen aber ohne Achtung. Darum darf diese nie dem Corps mangeln, wie sie andererseits sein schönster - auÃer dem eigenen BewuÃtsein - fast sein einziger Lohn ist für Opfer und Gefahren. Achtung und Anerkennung ist ihm aber vor allem von der Behörde zu zollen, die durch öffentlich Zeugnià von seiner Wichtigkeit für Gemeinde und Staat gibt und zugleich seinem Wirken eine kräftige Stütze bietet.
Auch hierin ist Frankreich den anderen Ländern als Muster vorangegangen. Lange bereits zeigt dort die Praxis, daà die Behörden bis zu deren Spitze hinauf Verdienste zu würdigen und darum zu erwecken verstehen. Dort, wo die Wiege der Pompier-Corps steht, ist es auch, wo dieses Corps eine vorzugsweise, auszeichnende Achtung genieÃt. So nimmt um Eins zu erwähnen, das Pariser Pompier-Corps bei allen Festlichkeiten den ersten Rang unter sämmtlichen Corps ein, wie wir dies erst neulich wieder bei der Vermählung des Kaisers gesehen.
Der Pompier in den französischen Provinzen ist nicht allein frei von jedem Communaldienste, sondern auch von Einquartierung. Ja, Napoleon hat ihnen sogar Freiheiten vom Militärdienste gegeben! Auch das materielle Interesse der Pompiers hat man dort ins Auge gefaÃt und für dasselbe durch einen anständigen Jahresgehalt und auÃerdem für die Bestimmung gesorgt, daà in allen Theatern, bei Bällen, öffentlichen Soireen, Banketten, Concerten, Volksbelustigungen u.s.w. ja selbst bei gröÃeren Privatdiners u. dgl. eine Feuerwache anwesend sein muÃ, die für jeden einzelnen dabei betheiligten Pompier mit drei Franken zu honoriren ist.
Welche Achtung aber das Pariser Pompier-Corps und ähnlich die übrigen in Frankreich bei der Bevölkerung genieÃen, davon hat jeder, der selbst nur kurze Zeit sich dort aufhält, Gelegenheit, sich vollkommen zu überzeugen.
Der Feuerwehrmann darf keinen Augenblick zögern, sein eigenes Leben auf´s Spiel zu setzen, um das seiner Nebenmenschen und die Habe derselben zu retten, und er muà dies thuen ohne jene Aussicht auf Ruhm und Belohnung, welche den Krieger zu kühnen Taten anspornt. Der Feuerwehrmann muà also die Tugenden des Soldaten mit denen des Bürgers verbinden, sein Character also ein fleckenloser sein.
Leute, welche diesen hohen Anforderungen nicht entsprechen, die nicht in hohem Grade Aufopferungsfähigkeit und Selbstverleugnung besitzen, mögen daher von jenem Corps ferne bleiben; und wenn solche dennoch demselben sich angeschlossen, so müssen sie daraus entfernt werden, da sie durch Strafen jene Eigenschaften sicher nimmer erhalten.
Ein guter Pompier muà ferner nicht allein mit seinen Maschinen und Werkzeugen umzugehen und die Manöver mitzumachen verstehen; er muà Grund und Ursache wissen, warum die Maschinen die wahrgenommenen Wirkungen hervorbringen, woher diese und jene Erscheinungen kommen, und muà Einsicht haben in die Nothwendigkeit des vorgeschriebenen Verfahrens und der hauptsächlichen Anforderungen, die das Corps an ihn, wie an jeden seiner Cameraden stellt. Eben darum ist es nöthig, daà der Mannschaft neben dem praktischen Unterrichte auch theoretischer ertheilt werde.
Was die Führer betrifft, so müssen dies Leute sein, welche die erwähnten Eigenschaften, namentlich Ruhe, Besonnenheit, Erfahrung und daraus hervorgehenden schnellen Ãberblick in besonderem Grade besitzen; die sich der wichtigen Sache mit aller Liebe und Aufopferung hingeben und das ganze Wesen derselben nach allen Richtungen zu erforschen streben. Denn nur aus gründlicher Kenntnis eines Zweiges menschlicher Thätigkeit geht jene Sicherheit und Leichtigkeit hervor, welche dem in Stellung, Kenntnissen Untergeordneten imponirt, weil sie mit der Kraft der Ãberzeugung wirkt. In Allem was man von einem tüchtigen Feuerwehrmann fordert, müssen sie sogleich Muster und Lehrer sein; ihre Fertigkeit, wie ihr Muth und ihre Aufopferungswilligkeit müssen den Anderen als Beispiel vorleuchten und dieselben zur Nachahmung spornen. Nur so werden sie das Vertrauen der Mannschaft verdienen und darum auch sicher erlangen; jeder Einzelne des Corps wird unbekümmert und willig ihren Befehlen Folge leisten, und die erste Pflicht des Feuerwehrmannes, jene Pflicht, ohne welche das Corps den Boden seines Bestehen verliert, der Gehorsam nämlich, wird aus einer Pflicht eigener innerer Drang werden und als ein Ausfluà des eigenen Willens erscheinen.
Gleiches Vertrauen muà sich das Corps bei seinen Mitbürgern zu erwerben suchen, und darin jeder Führer den ihm Untergebenen vorangehen.
Die Ankunft auf einer Brandstätte muà für die Betroffenen Trost und Ermuthigung sein. Freudig müssen sie das Leben und Eigenthum der Sorge jener anvertrauen.
Kein Vertrauen aber ohne Achtung. Darum darf diese nie dem Corps mangeln, wie sie andererseits sein schönster - auÃer dem eigenen BewuÃtsein - fast sein einziger Lohn ist für Opfer und Gefahren. Achtung und Anerkennung ist ihm aber vor allem von der Behörde zu zollen, die durch öffentlich Zeugnià von seiner Wichtigkeit für Gemeinde und Staat gibt und zugleich seinem Wirken eine kräftige Stütze bietet.
Auch hierin ist Frankreich den anderen Ländern als Muster vorangegangen. Lange bereits zeigt dort die Praxis, daà die Behörden bis zu deren Spitze hinauf Verdienste zu würdigen und darum zu erwecken verstehen. Dort, wo die Wiege der Pompier-Corps steht, ist es auch, wo dieses Corps eine vorzugsweise, auszeichnende Achtung genieÃt. So nimmt um Eins zu erwähnen, das Pariser Pompier-Corps bei allen Festlichkeiten den ersten Rang unter sämmtlichen Corps ein, wie wir dies erst neulich wieder bei der Vermählung des Kaisers gesehen.
Der Pompier in den französischen Provinzen ist nicht allein frei von jedem Communaldienste, sondern auch von Einquartierung. Ja, Napoleon hat ihnen sogar Freiheiten vom Militärdienste gegeben! Auch das materielle Interesse der Pompiers hat man dort ins Auge gefaÃt und für dasselbe durch einen anständigen Jahresgehalt und auÃerdem für die Bestimmung gesorgt, daà in allen Theatern, bei Bällen, öffentlichen Soireen, Banketten, Concerten, Volksbelustigungen u.s.w. ja selbst bei gröÃeren Privatdiners u. dgl. eine Feuerwache anwesend sein muÃ, die für jeden einzelnen dabei betheiligten Pompier mit drei Franken zu honoriren ist.
Welche Achtung aber das Pariser Pompier-Corps und ähnlich die übrigen in Frankreich bei der Bevölkerung genieÃen, davon hat jeder, der selbst nur kurze Zeit sich dort aufhält, Gelegenheit, sich vollkommen zu überzeugen.