125 Jahre Berufsfeuerwehr Aachen III7476
Branddirektor Scholz
Am Sonntag vormittag, dem 26. Mai 1907, führte Oberbürgermeister Veltman auf dem Hofe der Feuerwehrkaserne 3 in der Bendstraße in Aachen-Burtscheid den neuen Feuerwehrdirektor Scholz in sein Amt ein. Zugleich verabschiedeten sich die bisherigen Feuerwehroffiziere aus ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit. Dem feierlichen Akte wohnten u. a. bei:

Polizeipräsident Hammacher, mehrere Beigeordnete und Stadtverordnete, Ehrenbrandmeister v. Halfern und Ehrenbrandmeister Linse, Kgl. und Stadtbaurat Laurent, Stadtbaurat v. Montiguh, Wasserwerksdirektor Savelsberg und Kurdirektor Hey'l. Die gesamten Mannschaften der Wehr hatten mit den bespannten Geräten Paradestellung genommen. Oberbürgermeister Veltman hielt folgende Ansprache:

Wir stehen an einem wichtigen Wendepunkte in der Entwicklung und Geschichte unserer Aachener Feuerwehr, das Kommando geht über aus den Händen der bisher ehrenamtlichen Offiziere in die von Berufsoffizieren. Die Wehr, die sich aus kleinen Anfängen zu einer glänzenden und längst vollkommenen Organisation entwickelt hat, hat noch im vergangenen Jahre gelegentlich des Verbandstages der deutschen Berufsfeuerwehroffiziere hohe Anerkennung gefunden. Ihre gediegene Entwicklung ist zurückzuführen auf tüchtige Männer aus der Bürgerschaft, die stets Nachfolger gefunden haben aus unserer Bürgerschaft, die großes leisteten und in der Lage waren, die Wehr gut zu leiten und weiter zu entwickeln. Jetzt, meine Herren, ist an uns der Wunsch der bisherigen Offiziere herangetreten, ihr Amt niederzulegen und das Kommando Berufsoffizieren zu übertragen. Wir bedauern die heutige Verwirklichung dieses Wunsches und sprechen den Herren den schuldigen Dank der Bürgerschaft für ihre opferwillige Tätigkeit aus. Bei dem vergrößerten Umfange der Stadt und der dadurch bedingten Vermehrung der Geschäfte der Feuerwehr ist der Wunsch der bisherigen Offiziere, die Leitung der Wehr Berufsoffizieren zu übergeben, erklärlich, zumal die Herren teilweise seit fast 25 Jahren ihr mühevolles Amt verwalten und auch mehr sich ihrer Familie und ihrem bürgerlichen Berufe widmen wollen. Voll Vertrauen legen wir nunmehr das Kommando in die Hände des Herrn Branddirektors Scholz, den ich hiermit feierlich in sein Amt einführe, obwohl er schon seit einigen Wochen die Leitung tatsächlich übernommen hat. Mit Vertrauen geschieht das umsomehr, als Herr Scholz nach dem Zeugnis seiner bisherigen Vorgesetzten bei den Wehren größerer Städte die besten Erfahrungen gesammelt hat und seine Wahl in vollem Einverständnis mit sämtlichen Offizieren getätigt ist. Er wird das Kommando führen sich selbst zur Genugtuung und zum Wohle der Stadt. Vor allem aber gilt die heutige Feier dem Danke an die scheidenden Offiziere, die in Ausübung ihres Ehrenamtes das vollste Vertrauen verdient haben und noch genießen. Wir danken ihnen nicht nur im Namen der Stadt, im eignen Namen, im Namen der Mannschaften und im Namen der Stadtvertretung, sondern auch im Namen der ganzen Bürgerschaft. Jeder Bürger kann abends ruhig sein Haupt niederlegen. Möge dieses schöne Vertrauen so bleiben wie unter der bisherigen Leitung. Allen Offizieren in der Gesamtheit sowie jedem einzelnen, den Herren Branddirektor Ney, Brandinspektor Prinz, Brandmeistern Adam, Hoff, Beduwe und Bölling, gilt unser Dank, unvergessen wird sein, was sie zum Wohle unserer Stadt getan. Seien Sie gewiß, daß wir Ihre Dienste in treuen Andenken bewahren werden. Zur Freude und Genugtuung gereicht es mir, daß Se. Majestät der König in Anerkennung der langjährigen treuen Dienste den beiden ältesten Herren des Offizierkorps, Herrn Branddirektor Ney und Herrn Brandinspektor Prinz, den Roten Adlerorden verliehen hat. Unserm Dank glaube ich nicht besser Ausdruck verleihen zu können, als daß ich Sie auffordere, mit mir in den Ruf einzustimmen:

Se. Majestät unser allergnädigster Kaiser und König Hurra, hurra, hurra."

Nach der Überreichung der Auszeichnungen durch den Oberbürgermeister sprach Branddirektor Ney den Dank des scheidenden Offizierkorps wie folgt aus:



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Für die sehr ehrenden und anerkennenden Worte spreche ich im Namen meiner Kameraden vom Offizierkorps herzlichsten und wärmsten Dank aus. Der Herr Oberbürgermeister hat es sich nicht nehmen lassen, die hohe Auszeichnung, die zweien von uns durch allerhöchste Gnade verliehen worden ist, selbst zu überreichen. Wir werden diese hohe Anerkennung tragen zu Ehren unserer lieben Kameraden und unserer lieben Feuerwehr, bedeuten doch diese hohen Orden eine Anerkennung der Verdienste des Offizierkorps und der gesamten Feuerwehr. Ich bitte, die Versicherung entgegenzunehmen, daß wir auch fernerhin als treue Bürger der Stadt uns allzeit zur Verfügung stellen werden. Ihnen allen, meine Herren, danke ich für Ihr liebenswürdiges Erscheinen, für Ihr Vertrauen, das Sie bisher gezeigt und für die Zuvorkommenheit, mit der Sie unseren Vorschlägen nachgekommen sind und unsere Bestrebungen unterstützt haben. Von den Beamten und Mannschaften der Feuerwehr, die uns stets lieb und teuer gewesen sind und bleiben werden, nehmen wir bei dem heutigen letzten Appell Abschied. Die letzte Bitte, die ich an Sie richte, geht dahin: Haltet den guten Geist hoch, der bisher in der Feuerwehr geherrscht hat! Wahret die Disziplin, ohne die ein gedeihliches Zusammenleben nicht möglich ist! Uebertragen Sie das Vertrauen, das Sie den bisherigen Offizieren geschenkt haben, voll und ganz Ihrem neuen Führer, der von uns hochgeschätzt wird."

Zum Schluß brachte der Redner ein Hoch aus auf den Oberbürgermeister, den Dezernenten Beigeordneten Ebbing, Branddirektor Scholz und die gesamte Stadtverwaltung. Branddirektor Scholz hielt folgende Ansprache:

An erster Stelle habe ich meinen Dank Ausdruck zu geben für das große Vertrauen, das Sie in mich gesetzt haben, dadurch, daß Sie mich hierher beriefen. Der heutige Tag ist ein Ehrentag für die gesamte Aachener Feuerwehr, ein Ehrentag durch die allerhöchste Ordensverleihung an die scheidenden Führer des Offizierkorps in ihrer Eigenschaft als Leiter der Feuerwehr und ihrer Zugehörigkeit zu dem Korps, das zu führen ich jetzt die Ehre habe. In der kurzen Zeit meines Hierseins habe ich vielfach gehört und gesehen, welches Vertrauen und welche Anhänglichkeit die Herren genossen haben, die mit dem heutigen Tage aus ihrem engeren Kreise scheiden. Ich hoffe und darf diese Erwartung aussprechen, daß dieses Vertrauen und diese Anhänglichkeit in vollem Maße auch auf mich übergehen werden, und kann den Mannschaften die Versicherung geben, daß sie in mir einen Kollegen haben werden, an den sie sich in jeder Lage wenden können und der stets bereit sein wird, für sie einzutreten. Daß sich die Stadt auf ihre Feuerwehr verlassen kann, brauche ich nicht besonders hervorzuheben, ich möchte nur der Versicherung Ausdruck geben, daß wir auch fernerhin unser Bestes daran setzen werden, unserem Berufe treu zu bleiben und Aachen und seine Bürgerschaft in allen Gefahren des Feuers auch fernerhin zu schützen."

Sein Hurra galt der Stadt Aachen und ihrer Bürgerschaft. Damit war der eigentliche Festakt beendet. Die Mannschaften rückten mit den Geräten ab, der Oberbürgermeister begab sich mit den Gästen und den Offizieren in die Innenräume der Kaserne, wo er im Namen der Stadt sämtlichen Offizieren ein in der La Ruelle'schen Akzidenzdruckerei hergestelltes Erinnerungsblatt überreichte, das in geschmackvoller Ausführung die Porträts der Branddirektoren und Brandmeister der Aachener Feuerwehr von 1859 bis 1907 zeigt. Dasselbe Gedenkblatt wird in kleinerem Format auch den Mannschaften überreicht werden. An den offiziellen Festakt schloß sich ein Frühschoppen im Burtscheider Kurhause.
Offizierkorps der Aachener Feuerwehr.
Von links nach rechts
Brandmeister Adam, Brandmeister Beduwe, Brandinspektor Printz, Brandmeister a.D. Linse, Branddirektor Ney, Brandmeister Bölling, Brandmeister Hoff



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