125 Jahre Berufsfeuerwehr Aachen IV115118
Die besonderen Einsätze in den Jahren 1921 - 1945 In der Nacht des 2. Juli 1927, gegen 2.30 Uhr, wurden die Anwohner des Südviertels durch eine schreckliche Brandkatastrophe aus ihrer nächtlichen Ruhe aufgeschreckt. Aus dem Ecke Südstraße/Reumontstraße gelegenen Café und Restaurant Zum Barbarossa" drangen Hilferufe der zahlreichen Bewohner dieses Eckhauses. Dichter Rauch drang aus den Fenstern, aus dem zusammenbrechenden Dach schlugen Flammen. Vom Keller her war das Treppenhaus bereits ausgebrannt, als die Feuerwehr anrückte. Es wurde sofort das Signal Großfeuer" gegeben. Ein auf der 4. Etage wohnendes Dienstmädchen geriet in Panik, anstatt die neben dem Fenster befindliche Notleiter zu benutzen, sprang sie aus dem Fenster und blieb schwerverletzt auf dem Pflaster liegen. Sie verstarb im Krankenhaus an ihren schweren Verletzungen. Die Feuerwehr rettete die Bewohner über die mechanische Leiter und teilweise über Hakenleiter. Ein 20-jähriger Mann wurde, angekleidet in seinem Bett liegend, besinnungslos vorgefunden. Sein Körper wies schwere Brandverletzungen auf. Die sofort eingeleitete Wiederbelebung hatte keinen Erfolg.

Zeitungsartikel zum Brand des Hotels Barbarossa


In den nächsten Tagen wurde der Einsatz der Feuerwehr stark kritisiert. Der Branddirektor Beduwé konnte jedoch den Einsatz präzise erläutern und mit genauen Zeitangaben belegen. Er begründete die Katastrophe damit, daß eine viel zu späte Alarmierung der Feuerwehr stattgefunden habe.

Am Morgen des 6. April 1928 wurde in einem Haus an der Wiesenstraße starker Gasgeruch wahrgenommen. Als die alarmierte Feuerwehr eintraf, war das gesamte Vorderhaus bereits so stark vergast, daß die Bewohner die Treppe nicht mehr benutzen konnten. Sie standen an den offenen Fenstern und mußten von dort über die mechanische Leiter in Sicherheit gebracht werden. Im Haus fand man 2 Männer und eine Frau in bewußtlosem Zustand. Die sofort durchgeführte Wiederbelebung hatte Erfolg. Bei der Anfahrt der Motorspritze brach das Pflaster vor dem Hause auf und das Fahrzeug sank bis zu den Achsen ein. Aus der Einbruchsstelle stiegen meterhohe Flammen. Man konnte das Feuer jedoch ersticken, bevor Schaden an der Motorspritze entstand. Das Unglück war auf einen Bruch des Hauptgasrohres zurückzuführen.

Das ausströmende Gas hatte sich einen Weg unter der Straße hindurch in das gegenüberliegende Haus gebahnt. Es strömte durch das Kellergewölbe in die Wohnung der schlafenden Familie Bougé und brachte 4 Personen den Tod. Der Tod von Vater, Mutter und zwei Töchtern im Alter von 18 und 20 Jahren wurde erst im Laufe des Morgens bemerkt. Da in der Wohnung das Licht brannte, nehmen Nachbarn an, die Familie hätte, wie die übrigen, ihre Wohnung rechtzeitig verlassen. Erst der Milchmann fand um 11 Uhr die Türe verschlossen, welche er gewaltsam öffnete und die tote Familie vorfand.

An einem Tage im Monat März 1929, nachmittags gegen 6 Uhr brach auf dem Fabrikhofe der an der Dennewartstraße gelegenen Tuchfabriken von Königsberger & Waldthausen" ein gefährlicher Großbrand aus, der bei ungünstigeren Windverhältnissen und geringerer Schlagfertigkeit der Aachener Feuerwehr zu einer großen Brandkatastrophe in dem eng bebauten Stadtteile hätte führen können. Als vom Stadion her Tausende Sportplatzbesucher wieder in die Stadt zurückkehrten, stiegen plötzlich, wie aus der Pistole geschossen, im Norden der Stadt gewaltige Rauchschwaden gen Himmel. Wenige Minuten später verkündeten die bekannten Glocken der durch die Stadt eilenden Feuerwehren, daß ein Großbrand ausgebrochen war. Als der gesamte Wagenpark, einschließlich der Krankenwagen der Aachener Feuerwehren mit größt-



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möglichster Schnelligkeit an der Brandstätte erschien, war der ganze, rechtwinklig angelegte Schuppen ein einziges Feuermeer. Die Feuerwehr griff den Großbrand sofort mit sieben Rohren an.

Die gesamten Löscharbeiten standen unter der Leitung von Branddirektor Beduwé. Die Feuerwehr verdiente hohe Anerkennung für ihr so schnelles und tatkräftiges Eingreifen. Selbst die in Urlaub befindlichen Beamten und die, welche ihren freien Tag hatten, waren zum Teil sogar in Zivilkleidung herbeigeeilt, um sich an den Löscharbeiten zu beteiligen. Oberbürgermeister Rombach, welcher ebenfalls durch die riesige Rauchsäule auf das Feuer aufmerksam geworden war, weilte längere Zeit an der Brandstätte.

Um den Brandort herum staute sich auf den Straßen und auf dem umliegenden Baugelände eine nach vielen Tausenden zählende Menschenschar, die das nicht ungefährliche Schauspiel mit großem Interesse verfolgten.

Am 13. Juni 1929, einem Donnerstag, brach in der Nacht gegen 4 Uhr auf dem Lagerplatz der Baustoff-Großhandlung Faensen & Co.", in Süsterfeld ein Großfeuer aus, das mit großer Schnelligkeit um sich griff. Als die Feuerwehren anrückten, standen schon sämtliche Holzvorräte und Baumaterialien in hellen Flammen. Der Wind trug das Feuer auf das anliegende Wohnhaus Faensen, dessen Dachstuhl völlig zerstört wurde. Ebenso wurden die Werkstätte und die Büroräume des benachbarten Motorradbetriebes Visé & Co." stark beschädigt. Die Mitglieder der Familie Faensen konnten sich heil aus dem brennenden Gebäude retten. Ein Pferd verbrannte im Stall. Der Schaden war sehr groß. Die Feuerwehr bekämpfte unter der Leitung des Branddirektors Beduwé das Feuer aus zwölf Strahlrohren. Lange hat Aachen wohl ein ähnliches Feuer nicht gesehen.

Nach Löschung des Brandes, und nachdem die Wachen bereits zum Teil abgerückt waren, ereignete sich ein trauriger Unglücksfall, dem der Feuerwehrmann Laut von Wache 3, Bendstraße zum Opfer fiel. Durch die große Hitze waren die Isolationen der Leitung der Kleinbahn abgebrannt und der Strom wurde zur Erde abgeleitet. Laut kam unglücklicherweise mit einem Draht, der gegen den Leitungsmast lag, beim Abrutschen von einer Böschung, in Berührung. Hilfe war nicht mehr möglich. Der Feuerwehrmann war sofort tot.

Die Tageszeitung schrieb unter anderem: Man sah die Stelle, wo ein Feuerwehrmann ein Opfer seiner Pflichterfüllung wurde. Es geht einem nahe, wenn man an einem Ort steht, wo ein Mensch letzte schwere Sekunden um sein Leben kämpfte, um dann doch dem verhängnisvollen Geschick zu verfallen. Er muß bei seinen Kameraden sehr beliebt gewesen sein, wie aus deren Worten hervorging. Mitten in rauchenden Trümmern stehend ergreift uns plötzlich mit ungeahnter Wucht die Tragik eines solchen Schicksals. Schlagartig tun sich dunkle Perspektiven auf. Wie hier das Element in einer Nacht das ganze Besitztum eines Mannes weggefressen hat und ein Menschenleben ausgelöscht hat, so jagt das Unglück tagaus, tagein durch die Straßen der Stadt, jeder kann der Raub eines Augenblicks sein."

Am 16. Dezember 1930 gegen 12.00 Uhr stürzte in der Ahornstraße ein Arbeitswagen der Berufsfeuerwehr um. Der Fahrer blieb unverletzt, ein mitfahrender Feuerwehrmann erlitt den Tod.

Der Wagen der Feuerwehr hatte sich in der abschüssigen Straße verfahren. Der Beifahrer stieg aus und forderte den Fahrer auf zurückzusetzen. Dabei kippte das Fahrzeug um und begrub den Beifahrer unter sich. Den Fahrer traf keine Schuld. Wieso der Wagen umkippen konnte, blieb unklar.

Am 8. Januar 1937, einem Freitag, wurde die Feuerlöschpolizei abends um 22.33 Uhr durch den öffentlichen Feuermelder Kleinkölnstraße zu einem Feuer in der Antoniusstraße 29 gerufen. Der sofort ausgerückte Löschzug I Vinzenzstraße fand folgende Lage vor:

In einem im Erdgeschoß liegenden Zimmer an der Hinterfront war Feuer ausgebrochen. Die Flammen füllten den hinteren Hausflur aus und zur Straßenfront drang dichter Rauch durch die Rolladen. Zivilisten machten die Feuerwehr darauf aufmerksam, daß angeblich noch Personen im 2. Stockwerk seien. Der Einsatzleiter, Oberbrandmeister Mohr, traf die ersten Einsatzmaßnahmen zur Menschenrettung und Feuerbekämpfung. Folgende Rückmeldung ging an die Feuerwehrzentrale: Großfeuer Antoniusstraße 29, Menschenleben in Gefahr!" Diese Meldung traf um 22.38 Uhr auf der Feuerwache ein. Zur gleichen Uhrzeit lief auf der Feuerwache der Feuermelder Büchel ein, worauf der Löschzug III (Bendstraße), Führer Baurat Senf, ausrückte. Gleichzeitig wurde die Freiwillige Feuerwehr Löschzug Forst in Bereitschaft alarmiert.

Aus dem 2. Stock konnte eine Frau mittels Drehleiter gerettet werden. Ein Mann und eine Frau hatten vor dem Eintreffen der Feuerwehr versucht, sich durch einen Sprung aus dem Fenster des 1. Stocks in Sicherheit zu bringen. Hierbei hatte die Frau, Fräulein T. (26 Jahre), einen Oberschenkelbruch und



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eine Verletzung des Rückgrates davongetragen. Der Mann, welcher das Regenabfallrohr benutzt hatte, soll angeblich Gesichtsverletzungen erlitten haben, jedoch war derselbe nicht mehr auffindbar. Erst nach Rettung der Frau aus dem 2. Stock wurde bekannt, daß noch eine Frau vermißt würde. Zuletzt hatte man sie im 1. Stock gesehen. Die mit Rauchmasken über Anstelleiter vorgehenden Feuerwehrmänner fanden jedoch das Zimmer leer. Die über die inzwischen abgelöschte Treppe vorgehenden Feuerwehrleute fanden in einem kleinen, durch eine Tapetenwand von dem oben genannten Zimmer abgetrennten gangartigen Zimmer, neben einem Bett, auf dem Fußboden liegend die Frau W. (50 Jahre). Sie ist, vermutlich bei dem Versuch, das an der Vorderfront des Zimmers liegende Fenster zu öffnen, erstickt.

Das Gebäude war ein Freudenhaus, mit unter Sittenkontrolle stehenden Frauen besetzt. In dem Zimmer im Erdgeschoß, wo das Feuer ausbrach, war bis ca. 10 Minuten vor dem Bemerken des Brandes Betrieb gewesen. Es wurde angenommen, daß ein im Zimmer stehender kleiner irischer Ofen, die Decke eines in der Nähe stehenden Ruhebettes in Brand setzte.

Der auf das Notsignal ausgerückte Branddirektor übernahm die Leitung der Löschmaßnahmen. Die Schutzpolizei hatte, mit einem starken Aufgebot, die Antoniusstraße abgesperrt.

1940 - 1944
Die Bombenangriffe im zweiten Weltkrieg auf die Stadt Aachen brachte der Berufsfeuerwehr, welche nun den Namen Feuerlöschpolizei" trug, eine harte Zeit. Die Schilderung aller Großeinsätze würde den Rahmen dieser Festschrift sprengen. Nur eines sei erwähnt:

Im angeführten Zeitraum wurde in Aachen 739 mal Luftalarm, mit einer Gesamtdauer von 1064 Stunden gegeben.

Bis zur Evakuierung fanden 2349 Zivilisten den Tod.

Am 21. Juni 1945 entstand in der Wachsfabrik Thouet & Schüler", Elsaßstraße 86 ein Großbrand. Die Fabrik war vollkommen ausgebombt. Es befanden sich aber in den Ruinen noch Vorräte an Wachs und synthetischen Fetten, die das Feuer stark begünstigten. Ein angrenzendes Wohnhaus fing im Dachstuhl und in den Parterreräumen Feuer, konnte aber durch das tatkräftige Eingreifen der Feuerwehr gerettet werden. An einer anderen Seite angrenzende Lager und Schuppen wurden ebenfalls von dem Feuer ergriffen. Die Fabrik brannte völlig aus.

Am Abend des gleichen Tages wurde die Feuerwehr zu einem Großbrand in der Weißenburgerstraße 14 gerufen. Hier hatte ein dreieinhalbjähriges Kind durch Spielen mit Streichhölzern in dem Lager der Firma Zentis einen Brand verursacht. Das ganze Lager mit wertvollen Maschinen und sonstigen Materialien zur Marmeladenherstellung verbrannte und stürzte zusammen. Ein anliegendes Wohnhaus, auf welches das Feuer übergegriffen hatte, konnte durch Eingreifen der Feuerwehr gerettet werden.

Ein weiterer Großbrand im Jahre 1945 ist erwähnenswert. In der Kasinostraße wurde ein Haus durch einen Großbrand vernichtet. In der Nähe waren Abfälle verbrannt worden und es ist anzunehmen, daß das Haus durch umherfliegende Funken Feuer fing. Beim Eintreffen der Feuerwehr stand das Haus bereits lichterloh in Flammen. Zwei Häuser auf der gegenüberliegenden Straßenseite waren durch Funkenflug ebenfalls gefährdet. Ihre Dachstühle standen schon in Flammen. Diese konnten jedoch schnell gelöscht werden. Amerikanische Feuerwehr aus Lüttich half bis in den Abend bei den Löscharbeiten.



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